veröffentlicht am 27.02.2014
Til Reiners: Da bleibt uns nur die Wut
Till Reiners, Jahrgang 1985, tritt seit drei Jahren bei Poetry Slams auf. Mittlerweile tourt er mit seinem Soloprogramm durch den gesamten deutschsprachigen Raum und ist am 07. März bei uns.
Umwege über Geldern, Trier und Studium ließen Till Reiners in Berlin finden, was er wirklich mag: Die Bühne. Und die Bühne mag ihn: 2010 und 2011 war er Finalist der deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam und darf sich Berliner Stadtmeister 2011 schimpfen. Und wer ihn schon einmal auf der Bühne gesehen hat, weiß: Schimpfen kann er. Er bezieht Position zu Dingen, über die sich andere keine Gedanken machen. Wenn er wortgewaltig gegen Kinderriegel, Zukunftsverweigerer oder Opportunisten wettert, weiß man manchmal nicht, ob das noch Satire oder schon bitterer Ernst ist - oder einfach nur totaler Blödsinn. Dabei zeigt er auch immer wieder Herz und Gefühl für die Schwachen unserer Gesellschaft - zum Beispiel Schweinehack. 2011 gewinnt Till Reiners damit (mit dem Herz, nicht mit dem Hack) das Passauer Scharfrichterbeil (2.Platz). Programm „Da bleibt uns nur die Wut“ „Die Welt wird immer komplexer“, „Manchmal hat man einfach Kopfkino“, „Manche von denen können ja wirklich ganz gut singen“ - es funktioniert ja. Diese Sätze, mit denen man sich so durchschlägt. Till Reiners zerstört diese Sätze und macht aus vermeintlichen Gewissheiten wieder Fragen. Er entlarvt die Boshaftigkeit von Banalitäten. Wie ist das eigentlich, wenn man einen Bionade-Nazi mit sich und seinen Gewissheiten alleine lässt? Till Reiners probiert es aus und lädt das Ganze mit Wut auf. Es geht um Politik und nicht um Guido Westerwelle. Es geht darum, anzustacheln, selbst denken zu wollen.
„In einer Zeit der Absicherung und der Angst, dem anderen zu nahe zu treten, zeigt er mit seinem Kopfkino der Wut die Grenzen der Zukunftsverweigerer auf.“ Begründung der Jury zur Verleihung des Passauer Scharfrichterbeils (2. Platz)