veröffentlicht am 01.03.2014
Grüne Paradiese – eine Auszeit vom Alltag in den Gärten der Sieben Schlösser und Hamelns
Hameln, Februar 2014 – Sie waren einst Symbol für Bildung, Erhabenheit
und Wohlstand: die Schlossgärten und -parks der Sieben Schlösser und
Hamelns.
Von berühmten Landschaftsarchitekten oder den Erbauern selbst
geplant und von den Nachfahren durch Dürren und Kriege hindurch
erhalten, präsentieren sie sich heute als kleine paradiesische Inseln für eine
Auszeit vom Alltag. Sie bieten historische, architektonische und botanische
Lehrstunden genauso wie Erholung und Genuss für Menschen jeden Alters.
Der Gast ist König zwischen Alleen, Malerteichen und Bambusgarten:
Der Kurpark von Bad Pyrmont
Kein Schloss ohne Garten – doch in Bad Pyrmont hatten die Kurgäste
Vorrang. Statt eines Schlossparks wurde ein Kurpark angelegt. Zunächst
wurde im 17. Jahrhundert von den Quellen aus die barocke Lindenallee
angelegt, die der Badegesellschaft im Sommer Schatten spendete, während sie
sich zwischen den Kuren ein wenig Bewegung gönnte. Somit war die Allee, in
der von Anbeginn auch musiziert wurde, immer auch ein gesellschaftlicher
Treffpunkt. Im 18. Jahrhundert wurde der Park um weitere Alleen bereichert.
Diesem Alleensystem wurden dann im 20. Jahrhundert Elemente der
englischen Landschaftsgärten hinzugefügt, darunter die Malerteiche, die
besonders faszinierende Blicke über das Wasser und durch alte Bäume
erlauben und tatsächlich herrliche Motive für Maler abgeben.
Hofgartendirektor Werner Dirks hat 1913 noch direkt an der Schlossgraft im
französischen Garten einen Palmengarten anlegen lassen, der heute der
größte europäische Palmengarten nördlich der Alpen ist. Die älteste dort
befindliche Palme ist weit über 400 Jahre alt und umgeben von Hunderten
weiterer Palmen und subtropischen Gewächsen. Auf der Westseite der
Schlossgraft liegt ein japanischer Bambusgarten, dessen meditative Ruhe
wieder eine ganz andere Wirkung entfaltet.
Ein Spaziergang über das gesamte Areal ist wie ein Gang durch die
Jahrhunderte und durch verschiedene Kulturen, vom ältesten Gebäude, dem
Erdbeertempel von 1786 bis hin zum neuzeitlichen Bambusgarten. Der
Kurpark wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter 2005 als „Schönster Park
Deutschlands“.
Märchenhafter Park am Schloss der Liebe: Der Park von Schloss
Marienburg
Ein Park, ursprünglich im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt,
wirkt heute wie verwunschen und ist während der Sommermonate im
Rahmen einer Theaterführung mit Königin Marie zugänglich.
Hoch über dem Calenberger Land thront das Märchenschloss des letzten
Königs von Hannover. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts über einem
Steilhang auf den Überresten einer frühmittelalterlichen Befestigungsanlage
gebaut, die auf drei Seiten von einem Ringwall umschlossen war. Innerhalb
dieses Ringwalls wurden verschlungene Wege, künstliche Felsformationen
und Steintreppen gebaut. Sogar ein Wasserfall wurde angelegt, dessen
Wassermassen den Steilhang hinunter in die Schlucht stürzten. Typisch für
englische Landschaftsgärten bestand die Flora aus Rasenflächen, Büschen
und Bäumen, welche die Natur auf künstlerische Weise imitieren sollten.
Blumenbeete gab es in diesem Teil des Parks nicht.
Innerhalb der Burgmauern jedoch gab es üppige Blumenbeete unterhalb der
Terrasse sowie im Prinzessinnengarten vor dem Westflügel. Nach dem
Zweiten Weltkrieg zog man im Prinzessinnengarten Gemüse und pflanzte
Obstbäume an.
Zahlreiche Pflanzen des Schlossparks waren nicht winterhart und wurden
daher während der kalten Jahreszeit in einen extra gebauten Wintergarten
gebracht. Er hatte die Form einer dreischiffigen Basilika und war über den
Bibliotheksturm zugänglich. Dieser Wintergarten hatte ein Kalthaus, in dem
ein subtropisches Klima für Mittelmeerpflanzen simuliert wurde.
Die großzügige Park- und Gartenanlage wurde nach dem Zweiten Weltkrieg
durch zwei Bauten ergänzt: einen Swimmingpool für Herzogin Viktoria
Luise, der heute als Reservoir für Löschwasser fungiert, sowie das Grab für
Ernst August IV. Prinz von Hannover und seine Gattin Ortrud Prinzessin
von Hannover.
Wechselvolle Pracht durch die Jahrhunderte: Der Park von Schloss
Bückeburg
Besonders gut dokumentiert ist die sehr wechselvolle Geschichte des
Schlossparks von Bückeburg. Als die mittelalterliche Wasserburg zum
Renaissanceschloss umgebaut wurde, legte man zeitgleich einen Lustgarten
mit Lavendel, Nelken, Kräutern, Lorbeerbäumen und Heckensträuchern an.
Später wurde er zu repräsentativen Zwecken aufwändig erweitert. Exotische
Pflanzen wie Zitronen, Granatapfelbäume und Pomeranzen überwinterten in
der eigens errichteten Orangerie. Nach dem Dreißigjährigen Krieg dienten
Teile des Schlossgartens als Nutzgarten, andere Teile wurden aufgegeben.
Mehrfach erfuhr der Schlosspark Blütezeiten, unter anderem im 18.
Jahrhundert, als Graf Albrecht Wolfgang ihn nach französischem Vorbild
umbauen ließ, vollständig mit Buchsbaumeinfassungen, Eibenpyramiden und
Irrgarten. Albrecht Wolfgangs Sohn hatte keinen Sinn für Gärtnerisches und
ließ unter anderem die Orangerie zum sechs Kilometer entfernten Schloss
Baum versetzen. Nach seinem Tode kehrte sie jedoch unter Philipp Ernst
wieder zurück in den Park von Schloss Bückeburg und an ihrer Stelle
befindet sich heute immer noch eine Gärtnerei.
In der Folge und unter Fürstin Juliane wurde unter anderem die
Kastanienallee mit Bäumen aus der schlosseigenen Baumschule und der
Obstgarten im nördlichen Teil angelegt. Zeitweise standen dort allein fast
20.000 Obstbäume. Insbesondere zum Ende des 19. Jahrhunderts investierte
die Fürstenfamilie beachtliche Summen in die Umgestaltung zu einem
englischen Landschaftsgarten, dessen Elemente inklusive der beeindruckenden
Sichtachsen bis heute beeindrucken.
Die Wasserflächen, die ebenfalls heute noch den Schlosspark zieren, hatten
zu allen Zeiten nicht nur eine sicherheitstechnische Rolle, sondern wurden
zur Karpfenzucht, als Wasserlieferanten und „Schwimmanstalten“ genutzt
oder zur Zierde eingesetzt. Sie zählen bis heute mit ihren Lichteffekten und
Spiegelungen neben den uralten Bäumen des Parks zu den interessanten und
erholsamen Attraktionen des weitläufigen Geländes.
Idylle zwischen Natur und Renaissance: Park und Garten von Schloss
Hämelschenburg
Schloss Hämelschenburg liegt reizvoll am Rande eines Berges umgeben von
einem Garten und einem Park inmitten einer geschützten Kulturlandschaft
entlang des kleinen Flusses Emmer. Von zahlreichen Punkten aus
ermöglichen Sichtachsen einzigartige Blicke auf das Schloss. Der
Schlossgarten wird von einer langen, alten Sandsteinmauer umgeben. Diese,
so dachte man früher, schütze den Garten vor der Natur.
Die alte Einteilung des Schlossgartens in einen Lustgarten, einen Nutzgarten
und einen Obstgarten ist bis heute erhalten. Durch den im Jahr 2000
rekonstruierten, modernen Lustgarten hindurch geht es einen neu
hinzugefügten, idyllischen Pfad hinab zur alten Wassermühle. Von hier aus ist
der alte Obstgarten unterhalb des Gartenhauses zu sehen, der bis heute
genutzt wird. Der einstige Nutzgarten, in dem Gemüse und Kräuter gezogen
wurden, ist heute ein Auslauf für die Stuten und Fohlen des benachbarten
Trakehnergestüts.
Zur anderen Seite des Schlosses liegt ein Park ganz anderer Natur. Durch das
mächtige Tor über den Schlossvorplatz erreichbar, erstreckt sich von hier aus
ein Landschaftspark mit einem Teich und exotischen Parkbäumen, der
schließlich in den angrenzenden Wald übergeht. Ursprünglich war ein
Zugang nur über Brücken möglich, doch die das Schloss umgebende Gracht
wurde im 19. Jahrhundert auf der westlichen Seite zugeschüttet. Mitten im
Park, umgeben von alten Bäumen, steht eine Pyramide. Georg L. F. Laves,
der führende Architekt des Königreichs Hannover, baute sie 1855 als
Begräbnisstätte der Familie von Klencke. Heute nicht mehr genutzt, fügt sie
sich mit einer Patina aus Moos und Flechten in ihre ungewöhnliche
Umgebung ein.
Blütenmeer und Exotik: Der Ohrbergpark bei Hameln
Ein Gartenjuwel aus Rhododendren, Azaleen und exotischen Bäumen
befindet sich südlich der Fachwerkstadt Hameln, in Emmertal, 80 Meter über
dem Wesertal, auf dem Gelände des Ritterguts von Ohr der Familie von
Hake. Zwar gehört der Ohrbergpark zum Familienbesitz, doch war und ist er
ganzjährig öffentlich zugänglich. Wo einst Kühe, Schafe und Ziegen
weideten, entstand Anfang des 19. Jahrhunderts ein englischer Landschaftsgarten
nach Ideen des Leiters des Königlichen Hofbau- und Gartendepartements in Hannover, Christian Ludwig von Hake. Sein Sohn
Georg Adolph schließlich ließ den südlichen Teil des Parks mit Freiflächen,
Bäumen und Sträuchern anlegen, während der nördliche Teil auch heute
noch aus einem Wald mit Hohlwegen und Treppen besteht.
Im Juni explodieren im unteren Teil die großen Rhododendren und Azaleen
in allen Farben, doch auch in den anderen Jahreszeiten belohnt der Park
einen ausführlichen Rundgang, nicht nur aufgrund der sorgfältig von Hake
ausgesuchten exotischen Bäume, deren Laub farblich aufeinander abgestimmt
ist. Vom Ohrberg aus gibt es zudem an verschiedenen Punkten
wunderschöne Blicke weit über das Wesertal.
Zwischen Ursprünglichkeit und alten Weinterrassen: Natur erleben auf
Schloss Fürstenberg
Ebenfalls auf einer Anhöhe, hoch über der Weser, liegt das Schloss
Fürstenberg, bekannt durch das „Weiße Gold der Weser“, das Porzellan. Das
ehemalige Jagdschloss wurde auf einem Sandsteinfelsen gebaut, doch da es
zunächst nicht dauerhaft oder nur zu repräsentativen Zwecken bewohnt war,
wurde hier nie ein Schlosspark angelegt. Nur im 18. Jahrhundert wurde am
Südhang, der durch Sandsteinterrassen erschlossen worden war, Wein
angebaut. Ab dem 19. Jahrhundert verschwand der Wein, der, so die Kunde,
sehr wohl gemundet hatte, und machte Obstbäumen Platz.
Das Areal ist also nicht als Park erschlossen worden, doch bietet es gerade
deshalb ein besonderes Naturerlebnis. Die Sandsteinterrassen liegen etwas
abgeschieden und ermöglichen einen wildromantischen Blick über das
Wesertal bis hin zum ostwestfälischen Bergland. Vom Schloss aus können die
Schiffe der „Flotte Weser“ zu Fuß über die Terrassen hinunter und durch das
Naturschutzgebiet Kathagenberg erreicht werden.
Wenn die Parks und Gärten der Sieben Schlösser und Hamelns sprechen
könnten – sie könnten mehr erzählen als so manches alte Gemäuer, nämlich
von geheimen Absprachen, Intrigen, Liebesschwüren, Duellen und
unzähligen Tagträumen gekrönter, geistlicher und anderer Häupter. Heute
kann man ihnen bei Führungen nachspüren oder bei genussvollen
Spaziergängen den eigenen Gedanken einfach freien Lauf lassen.
Zwischen Alleen, Malerteichen und Bambusgarten: Der Kurpark von
Bad Pyrmont
Öffnungszeiten: Der Kurpark wird im Sommerhalbjahr um 22.00 Uhr und im
Winterhalbjahr um 20.30 Uhr bzw. nach Einbruch der Dunkelheit
geschlossen. Eintrittspreise: 4,- Euro pro Person, in der Gruppe 3,- Euro pro
Person (April bis Oktober), Hunde sind im Kurpark nicht erlaubt.
Märchenhafter Park am Schloss der Liebe: Der Park von Schloss
Marienburg
Der Schlosspark ist ausschließlich im Rahmen einer (vorab zu buchenden)
Führung zugänglich, die nur bei passendem Wetter stattfindet.
Wechselvolle Pracht durch die Jahrhunderte: Der Park von Schloss
Bückeburg
Der Schlosspark Bückeburg ist ganzjährig frei zugänglich, unabhängig von
einem geführten Schlossbesuch.
Idylle zwischen Natur und Renaissance: Park und Garten von Schloss
Hämelschenburg
Garten, Mühle und Gutshof von Schloss Hämelschenburg sind jederzeit frei
zugänglich. Der Park kann im Winter frei, in den anderen Jahreszeiten nach
einer Führung begangen werden.
Blütenmeer und Exotik: Der Ohrbergpark in Hameln
Der Ohrbergpark liegt 3 km südlich des Stadtzentrums. Er befindet sich in
privater Hand, ist jedoch ganzjährig frei zugänglich.
Zwischen Ursprünglichkeit und alten Weinterrassen: Natur erleben auf
Schloss Fürstenberg
Die Südwestfront mit den Terrassen ist ganzjährig frei zugänglich.
Weitere Informationen zu den Sieben Schlössern im Leine- und
Weserbergland und Hameln sowie ihren aktuellen Veranstaltungen und
Ausstellungen findet der Besucher auf der Homepage
www.siebenschloesser.de