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veröffentlicht am 12.09.2013 / geändert am 12.09.2013

Ein lebhaftes Gespräch miteinander über Islam in Deutschland UPDATE

Der Gemeindesaal der katholischen St. Elisabeth Gemeinde in Hameln war mit 120 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt, als Pfarrer Moecke als Hausherr die Teilnehmer und vor allem die Referentin des Abends, Frau Lamya Kaddor, zum Vortragsabend der Initiative „Kirche mischt sich ein“ begrüßte. „Muslimisch-weiblich-deutsch! Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam“ lautete das Thema
 
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Pfarrer Moecke begrüßt die
Besucher im voll besetzten
Saal der kath. St. Elisabeth Gemeinde Hameln
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Frau Lamya Kaddor bei ihrem Vortrag
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Einige Erlebnisse der Referentin
erzeugten bei den Zuhörern schmunzelnde
Zustimmung


„Muslimisch-weiblich-deutsch! Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam“ lautete das Thema am Abend dieses 5. September, abgeleitet vom gleichnamigen Buch der Referentin, einer Islamwissenschaftlerin und Religionspädagogin aus Duisburg. Und nicht nur Interessierte aus den Trägergemeinden des Arbeitskreises Ökumene der Hamelner Nordstadt sowie des Ökumenischen Zentrums Klein Berkel waren gekommen, sondern auch Vertreter der beiden muslimischen Gemeinden Hamelns und der Aleviten aus Hameln und Bad Pyrmont.

Wahrscheinlich sei ihr bisheriges Leben ähnlich normal und weitgehend langweilig verlaufen, wie das vieler anderer im gleichen Alter in Deutschland, behauptete Frau Kaddor einleitend in ihrem Vortragsteil, habe aber ihre aus Syrien stammenden Eltern, vor allem ihre sehr religiöse Mutter,  schon relativ früh mit dem häufigen Hinterfragen religiöser Riten und Überzeugungen genervt. Schließlich gelte das in vielen muslimischen Familien als Glaubensschwäche, obwohl auch heute noch viele muslimische Schüler kaum etwas über ihren Glauben wüssten, wie sie auch als Religionslehrerin an einer Hauptschule erfahren konnte. Noch heute seien Probleme mit islamischem Religionsunterricht weitgehend normal, wenig habe sich seit ihrer eigenen Schulzeit geändert, in der sie während des christlichen Religionsunterrichts als in Deutschland Geborene Förderunterricht in Deutsch erhielt. Allerdings biete heute ein Lehramtsstudium islamischer Religion gute Aussichten auf eine spätere Anstellung.
In der K-Frage, wie Frau Kaddor die Frage nach dem Kopftuch-Tragen umschrieb, betonte sie die Eigenverantwortlichkeit der jungen Frauen, die frei über ihre Kleidung entscheiden sollten, also auch darüber, ein Kopftuch zu tragen oder eben nicht. Ihrer Meinung nach erfülle das Kopftuch heute seinen Hauptzweck des Schutzes nicht mehr wie zu Zeiten der Koranoffenbarung. Sie respektiere deshalb sowohl Frauen mit als auch ohne Kopftuch.

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Im Anschluss an den Vortrag folgte
ein intensives Gespräch mit den
Zuhörern, das von Manfred Klostermann
moderiert wurde
In der sich anschließenden Diskussion, die nach Aussage des Moderators, Manfred Klostermann, ein erstes öffentliches, direktes, wenn auch noch kleines Gespräch zwischen Christen und Muslimen in Hameln sei, wurden viele der von Frau Kaddor angesprochenen Themen berührt und vertieft. So gebe es nicht den Islam, sondern der Islam weise eine weite Bandbreite von Überzeugungen aus, wie sie auch im Christentum oder anderen Religionen zu beobachten sei. Auch würden Salafisten, die untereinander auch sehr verschiedener Meinung seien, in ihrer objektiv geringen Zahl nicht stellvertretend für konservative Muslime sprechen. Erst recht nicht für liberale Muslime. Sie als liberale Muslima werde insbesondere von rechtsradikaler Seite angefeindet, die ihre Mittlerrolle nicht wollte. Ihnen seien alte Feindbilder lieber, die man nicht hinterfragen lassen wolle.

In der Kopftuchfrage betonte sie, dass man in dieser Frage in der deutschen Öffentlichkeit mit zweierlei Maß messe, denn man habe kein Problem mit jüdischen Lehrern, die eine Kippa trügen, auch muslimische Lehrerinnen mit Kopftuch im Religionsunterricht toleriere, nicht aber im Mathematikunterricht. Das könne man nur schwer nachvollziehen.  Nach wie vor sei auch die Frage der Identität vieler hier geborener junger Menschen mit ausländischen Wurzeln schwierig, was vor allem für viele türkischstämmige gelte. Diese würden in Deutschland heute immer noch nicht als Deutsche anerkannt (80 % ihrer Schüler fänden keinen Ausbildungsplatz und keine Stelle) und auf der anderen Seite in der Türkei als „Deutschländer“  ausgegrenzt. Ihnen biete sich der Islam als Identitätsausweg an, auch ohne zu wissen, was das inhaltlich heiße.  Und zu häufig fänden diese bei gewaltbereiten Salafisten Bestätigung, die mit einfachen Regeln eine Belohnung im Jenseits versprächen.

In der Diskussion um das Sarrazin-Buch äußerte sie Unverständnis über die vielen Leser des ihrer Meinung nach abstrusen und menschenverachtenden Buches sowie Medien, die unkommentiert Teile des Buches vorab abgedruckt hätten. Integration verlaufe heute in der Realität vielfach besser als von den Medien dargestellt, die Einzelheiten gern verallgemeinerten und so einen nicht zutreffende Wirklichkeit schilderten. Dennoch müsse man achtsam sein, denn neuere Untersuchungen zeigten eine steigende Islamophobie. Umso wichtiger sei es, immer wieder miteinander ins Gespräch zu kommen, so wie auch an diesem Abend.

Die Veranstaltung wurde freundlicherweise unterstützt von der Katholischen Erwachsenenbildung, dem Landschaftsverband Hameln-Pyrmont e.V. und den Paritätischen Hameln-Pyrmont.

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