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veröffentlicht am 09.08.2017 / geändert am 11.08.2017

Pea Krämer besucht ANAK DOMBA Bali im Juli 2017 UPDATE

Herz + Hand + Handlung = Anak Domba
 
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Bali stand nie auf meiner Reisewunschliste!

Zu viel „Strandidylle mit Hängemattenverwesungsgefahr“, so meine Vorabannahme. Das änderte sich schlagartig, als ich Angela und ihr Waisenhausprojekt kennenlernte. Kinderhandel und Kinderprostitution auf der Insel der Glückseligkeit? Das passte so gar nicht in mein Bild von Bali und weckte sofort meine Neugier:
Sollte es tatsächlich neben dem Urlaubsparadies für Hippies und Lebensverwöhnte einen Abgrund geben, von dem mir bislang niemand berichtet hatte? Schließlich kannte ich einige Balireisende und ihre Erfahrungen!

Doch erst einmal zurück zum Anfang:

Meine Freundin Heike berichtete immer mal wieder von Angela Bendix, die ein Waisenhaus auf Bali gegründet hat und betonte jedes Mal:“ Angela tickt wie du! Ihr müsst euch unbedingt einmal kennenlernen! Ihr Projekt könnte gut von dir unterstützt werden!“

Liebe Leser, mit meiner Balieinstellung könnt ihr euch gut vorstellen was ich innerlich dachte: „Naja, ich habe ärmere Länder und Menschen gesehen als es sie auf Bali gibt!“ Das Leben sollte mich eines Besseren belehren. Wie gut, dass Heike so hartnäckig und klug war: Sie hat mich einfach ganz zwanglos gemeinsam mit Angela zu sich eingeladen.

So fand ich mich in Heikes Küche wieder, als die beiden mitten in der Vorbereitung für eine Anak Domba-Tombola waren.

Als Angela ihre Geschichte live erzählte, regte sich in mir Mitgefühl und der Wunsch das Waisenhaus einmal kennenzulernen.

Im Juli dieses Jahres stellte das weise Leben wie zufällig alle Weichen dafür: Unser jüngster Sohn Benjamin und seine Lebenspartnerin Ellada, die auf Weltreise sind, berichten über ihr Abenteuer regelmässig in der DeWeZet und auf ihrem blog www.horizonride.de.

Angela hatte mich vor einiger Zeit gefragt, ob sie nicht zufällig auf ihrer Reise auf Bali vorbeikommen und einen Bericht in der DeWeZet über das Waisenhaus schreiben können? Nein, sie waren bereits in Australien angekommen und wollten über Neuseeland weiter nach Südamerika. Besondere Umstände führten sie zurück nach Indonesien.
Das war meine Chance drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Sohn und Freundin wiedersehen, Anak Domba besuchen, den Artikel in der Zeitung auf den Weg bringen. Dass zeitgleich Angela vor Ort war, war uns allen eine besondere Freude.

Doch jetzt zu meinem Hauptbericht: dem Waisenhaus den Kindern und den Waisenhaus- Eltern. Am Vorabend berichtete Angela, dass die Kinder schon ganz aufgeregt sind und die Stunden bis zum nächsten Tag zählen. Ich hatte versprochen, sie alle zu Kentucky Fried Chicken einzuladen. Von Angela wusste ich, dass das eine besondere Freude in ihrem Leben ist. Nun fieberten sie offensichtlich einem Ereignis entgegen, dass für uns zu den Nebensächlichsten gehört. Unfassbar!

Eny und Wayan holten uns am nächsten Tag im Hotel ab und waren uns sofort sympathisch.

Im Waisenhaus warteten die Kinder schon im Hof und begrüssten uns artig mit Namen und Handschlag. Als sie uns auf eine überdachte Terrasse einluden, um für uns zu tanzen, war Benjamin und mir etwas mulmig zumute. In uns entstand zunächst einmal die Geschichte: „Oje, jetzt müssen sie ihren wohlhabenden Gönnern vortanzen!“
Unser erstes Unbehangen machte jedoch schnell einer inneren Dankbarkeit Platz, als wir sahen mit wie viel Freude und Hingabe  sie sangen und tanzten. Wir waren begeistert und unser Applaus und unsere Zurufe ermutigten sie immer noch etwas „aus dem Hut zu zaubern“. Sie hatten ganz offensichtlich Spass uns ihr Können zu präsentieren und wir waren entzückt von ihren unterschiedlichen Talenten.

Einen besonders berührenden Moment schenkte uns Bram, ein taubstummer Junge  der eine großartige Pantomime performte.

Begleitet wurden die Kinder von Faa, dem Betreuer der Kinder, der sie mit seiner ruhigen, zugewandten Art unermüdlich auf  seiner Gitarre begleitete. Mir fiel Enys und Wayans liebevolle ruhige Präsenz auf. Leise in sich hineinlächelnd beobachteten sie die Vorstellung der Kinder, boten Schoß und Arme an, schienen zu loben und zu ermutigen wo es gebraucht wurde. Ich war beeindruckt!

Ich wollte gern das Waisenhaus von innen sehen, schauen, wie sie dort leben.

Durch zahlreiche Geschichten und Fotos hatte ich natürlich ein Bild in meinem Kopf, wie es vor Ort aussieht. Ich war schockiert als ich die Realität mit meinem inneren Bild abgleichen musste: Ich hatte es mir nicht so arm vorgestellt, arm an Materie wohlgemerkt! Es war ein Schock für mich, zu sehen wie das, was für uns ganz selbstverständlich zu einem gut gelebten Leben dazugehört, hier so offensichtlich fehlte. Hier war Leben auf das Minimum reduziert: eine Matratze zum Schlafen für vier Kinder, ohne Bettzeug, kaum Kleiderschränke, keine Tische und Stühle im Haus, lediglich eine Miniküchenzeile wie man sie bei uns vielleicht in einer Singlewohnung findet und längst nicht so komfortabel.
Wieder einmal mehr war ich beschämt, als ich ihr Leben mit meinem verglich. In welch einen Luxus, gemessen an dem was ich hier sah, hat mich das Leben hineingeboren?
Und ich dachte an unsere Kinder in der Heimat, denen es materiell an nichts fehlte.
Und doch stellt sich die Frage für mich: Wer ist hier eigentlich arm? Diese Kinder oder unsere?

Durch meinen Beruf habe ich oft Kontakt mit psychosozialen und psychiatrischen Einrichtungen, Psychiatern, Pädagogen, Sozialpädagogen, Erziehern. Sie alle sind top ausgebildet, um verhaltensauffällige Kinder zu betreuen. Unseren Kindern steht ein Stab von Experten gegenüber!

Hier steht ein berufsfremdes Pastorenehepaar ohne offizielle Qualifikation, jedoch mit einem riesengroßen Herzen, neben zwölf schwer traumatisierten Kindern.

Wenn ich die Kinder nicht mit eigenen Augen gesehen hätte und mir jemand nur ihre Geschichte erzählen würde, würde die professionelle Seite in mir sagen: Sie gehören erst einmal in eine Traumatherapie mit geschultem Personal.

Während ich diese Zeilen schreibe, steigen die Bilder der Kinder wieder in mir auf und ich bin jetzt wie dort gerührt, wenn ich an die fröhlichen Kindergesichter denke. Wüsste ich nicht um ihre Vergangenheit, würde ich es nicht glauben:
Sie machen auf mich einen gesunden, fröhlichen Eindruck. Sie haben eine erstaunliche Sozialkompetenz entwickelt.

Sollte die Liebe das Maß  aller (therapeutischen) Bemühungen sein?
Sollte die Liebe das Wunder vollbringen, das ich so lebendig singend, hüpfend und springend vor mir gesehen habe?

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Im Garten


Ja, ich glaube die Liebe ist unser mächtigstes therapeutisches „Instrument“ und Eny und Wayan scheinen Profispieler auf seinen Saiten zu sein.
Es mag sehr pathetisch klingen, doch hier scheint mir Pathos einmal angebracht:
Ich verneige mich vor dem vergangenen Schicksal der Kinder und vor dem großen Herzen ihrer Zieheltern.

Liebe Leser, ich lade Sie ein, diese Kinder und ihre Pflegeeltern zu unterstützen wie Sie es können, um ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Wir haben das neue Waisenhaus besichtigt, das im November eröffnet wird und Platz für 20 Kinder bereitstellt. Es ist weit von unserem deutschen Waisenhaus-Standard entfernt, in dem jedes Kind ein eigenes Zimmer mit schönen Möbeln hat. Hier auf Bali leben je fünf Kinder in einem Zimmer, in dem nur Betten stehen.
Dass jedes ab November ein eigenes hat, ist hier Luxus.

Ich werde tun was ich kann, um Anak Domba zu unterstützen


Gerade denke ich wie schön es wäre, wenn ich von hier Geld nach dort bringen könnte und von dort die Liebe hierher. Auf unserem Planeten scheint die Menge des Geldes das Maß aller Dinge. Wäre „Glücklichsein" das Erstrebenswerteste, würde sich die Frage der Armut neu stellen.

Angela hat ein großes Projekt angeschoben und ab November werden 20 Kinder und ihre Betreuer von unserem Wohlwollen abhängig sein. Das braucht regelmäßige Unterstützung und ist eine große Verantwortung.
Ich wünsche Angela und unserem Verein viele Menschen, die das gemeinsam mittragen.

Wie könnten wir Geld besser investieren als in das Lächeln eines Kindes?




Herzlichst
Pea Krämer
www.peakraemer.de

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