Männer der TSG Emmerthal krönen glanzvolle Zeit auf dem Großfeld 1971 mit dem Aufstieg in die 3. Liga
Autor: Klaus Frye Sportreporter
EMMERTHAL. Spannende Duelle auf roter Asche, eine große Zuschauerkulisse und der Aufstieg in die damals dritthöchste deutsche Spielklasse. Es war Anfang der 1970er Jahre, als die Feldhandballer der TSG Emmerthal eine Saison lang die unumstrittene Nummer eins in der heimischen Sportszene waren. In einer Zeit, als der Handball noch in das Fußballtor flog.
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Im Aufstiegsjahr 1971: Rudolf Welzhofer (li.) kann den Hamelner Lutz Otto im
Bezirksliga-Derby nicht stoppen. Fotos (5): Archiv
Die junge Generation gerät ins Staunen, die alten Strategen ins Schwärmen, wenn sie vom größten Erfolg der TSG-Vereinsgeschichte im Sommer 1971 erzählen. Als großer Favorit wurde die Mannschaft vor dem Start in die Saison 1971 nicht gehandelt. Und so begann die eingeschworene Truppe, in der sich ausschließlich Emmerthaler das grün-weiße Trikot überstreiften, auch gleich mit 0:8 Punkten. „Nach vier Pleiten sprach bei uns niemand vom Aufstieg in die Oberliga Niedersachsen, da machten wir uns Gedanken, ob wir überhaupt den Klassenerhalt schaffen würden“, erinnert sich Manfred Griese.
Doch als am fünften Spieltag beim MTV Idensen ein 22:16-Sieg gelang, war der Knoten geplatzt. Die Mannschaft um den Top-Torjäger der Liga – Griese durfte sich in der Erfolgssaison über 118 Treffer freuen – startete eine furiose Aufholjagd, bei der man sich auch vom Kreisrivalen VfL Hameln nicht mehr stoppen ließ. Mit dem 18:16 auf dem Aschenplatz an der Jahnstraße, einem 19:18-Erfolg auf dem VfL-Platz und einem 11:10 im Entscheidungsspiel gegen den punktgleichen MTV Großenheidorn wurden die entscheidenden Duelle im Kampf um die
Vizemeisterschaft hinter der SG Letter gewonnen.
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Begrüßung beim Oberliga-Aufstiegsspiel gegen Post Osnabrück.
Doch damit war der Sprung in die Oberliga längst noch nicht in trockenen Tüchern. Erst als am 18. März 1972 in Stadthagen der Post-SV Osnabrück mit 14:7 in die Knie gezwungen wurden, war die Überraschung perfekt. Und in der Oberliga sorgten die Emmerthaler Jungs am ersten Spieltag für eine kleine Sensation. Sie knöpften Titelanwärter Polizei-SV Hannover, bei dem mit Edmund „Eddy“ Franke ein B-Nationalspieler die Fäden zog, mit 15:15 einen Punkt ab. „Die Polizisten kamen mit unserem engen Platz nicht so richtig klar“, hat der elffache Torschütze Manfred Griese nicht vergessen. „In Hannover spielten sie auf gepflegten Rasen, bei uns mussten sie sich auf roter und staubiger Asche quälen.“ Auch Hans-Otto Budde (2), Dieter Griese (1) und Manfred Meier (1) trafen im ersten Oberliga-Spiel, das mit einem Skandal endete. Als nach dem Schlusspfiff ein Polizei-Spieler den TSG-Abwehrstrategen Burghard Lity mit einem Faustschlag ins Reich der Träume schickte, kam es zu einer Massenschlägerei zwischen den Zuschauern und Betreuern.
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Manfred Griese beim Torwurf.
Nach Niederlagen beim TB Stöcken (8:10) und TC Limmer (9:10) sowie zwei weiteren Punkteteilungen gegen VfV Hainholz (16:16) und Burg Gretesch (13:13) gelang bei der SG Letter mit 15:11 endlich der erste Sieg. Mit 5:7 Punkten schien das Team damit in der 3. Liga angekommen zu sein. Doch der Emmerthaler Höhenflug fand unter Trainer Dieter „Sammy“ Drechsler aus Hannover ein schnelles Ende. Die Gründe waren vielfältig. Manfred Griese, mit 72 Toren erneut der treffsicherste TSGer, hat sie nicht vergessen: „Einige Spieler hatten geheiratet und bauten ein Haus. Deshalb trainierten wir nur noch einmal in der Woche, und selbst da war die Beteiligung oft mau.“
Der direkte Abstieg zurück in die Bezirksliga war nicht aufzuhalten. Am Ende rangierte der Traditionsverein von der Emmer mit 7:19 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Lediglich die Partie beim Schlusslicht Letter bescherte Griese, Waßmann und Co. den zweiten Saisonsieg.
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Das Oberliga-Aufstiegsteam mit Betreuer Mahlmann (stehend v. l. n. r.), Spartenleiter
Lindhorst, Dieter Griese, Burghard Lity, Rudolf Welzhofer, Klaus Michalewicz, Hans
Fuhrke, Manfred Griese, Lutz Kalipke, Rolf Fricke, Hans-Otto Budde, Trainer Dieter
Drechsler, Betreuer Otto Budde, Manfred Meier (kniend v. l. n. r.), Reinald Lity, Gerd-
Jürgen Klemme, Heinz Schaper und Hein Budde (auf dem Foto fehlt Wolfgang
Waßmann).
Von seiner „Schokoladenseite“ zeigte sich der scheidende Oberligist nur noch einmal. Als im August 1972 in München die Olympischen Spiele eröffnet wurden,gelang im Eröffnungsspiel der Bezirkssport-Anlage ein 10:9-Überraschungssieg gegen den damaligen Bundesligisten Eintracht Braunschweig.