veröffentlicht am 06.07.2013
Unsere aktuelle Sonderausstellung: Glasproduktion am Osterwald – die Glashütte in der Sümpelbreite
Die Anfänge der Glasherstellung am Osterwald gehen auf das frühe 16. Jahrhundert zurück, als eine sogenannte Wanderglashütte hier produzierte.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann die Ära der sogenannten Lauensteiner Gläser, die als Exportartikel über große Entfernungen gehandelt wurden. Die Glasproduktion erfolgte im Sinne des Kameralismus in unmittelbarer Nähe des Energieträgers Steinkohle; auch die übrigen erforderlichen Rohstoffe waren in der näheren Umgebung vorhanden.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kündigte sich auch im Königreich Hannover der Wandel zur Industriegesellschaft an. Der Mangel an Transportkapazitäten für Rohstoffe und Energieträger ließ die Bildung großer industrieller Zentren zunächst nicht zu, sodass die Industrialisierung vorerst zur Vergrößerung bestehender Produktionsanlagen, auch im ländlichen Raum, führte. Die Gründung und Entwicklung der Glashütte in der Sümpelbreite ist ein Beispiel dafür. Sie steht aber genauso für den Niedergang, den die industrielle Produktion in der Peripherie Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte, als der Ausbau der Eisenbahnverbindungen und Wasserstraßen neue und ausreichende Transportwege geschaffen hatte, welche die Bildung großer und profitabler Wirtschaftszentren begünstigte.
Die letzten 25 Jahre ihres Bestehens waren die Glashütte in der Sümpelbreite und der Steinkohlenbergbau am Osterwald und Nesselberg in der Hand eines Besitzers, der die Steinkohle auch für den Betrieb der Glashütte abbauen ließ. Ein interessanter Aspekt dieser Verbindung ist die Tatsache, dass somit die Arbeiter der Glashütte, genau wie die Bergleute, Mitglieder der Knappschaftskasse waren.
Die Ausstellung visualisiert die Entwicklung der Glasproduktion am Osterwald von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der 1920er Jahre. Sie stellt neben den technischen Aspekten der Glasproduktion besonders die – gesundheitsschädlichen – Arbeitsbedingungen der Glasmacher, ihre Lebensumstände sowie soziale und politische Aspekte in den Mittelpunkt.