veröffentlicht am 17.08.2018
Betrugsmasche "Anrufe durch falsche Polizeibeamte" - erneute Anrufwelle im Weserbergland - 80-Jähriger wird zusätzlich Opfer einer Raubtat
Hameln / Bodenwerder / Bad Pyrmont (ots) - Nachdem erst letzte Woche eine Betrugswelle mit 48 registrierten Anrufen falscher Polizeibeamter über Bereiche des Weserberglandes hinweggezogen ist (wir berichteten), erreichte gestern eine erneute Welle die Landkreise Hameln-Pyrmont und Holzminden.
Angerufen wurden am gestrigen Donnerstag bis in die Abendstunden hinein insbesondere alleinstehende Bürgerinnen im Ortsnetzbereich Hameln (gestern bislang 24 registrierte Anrufe), dem Ortsnetz Bad Pyrmont (12 Anrufe) und aus dem Bereich Bodenwerder-Halle (8 Anrufe).
Die zurückliegenden Warnhinweise und Medienveröffentlichungen haben größtenteils Wirkung gezeigt: die überwiegende Zahl der Angerufenen waren vorgewarnt, wurden skeptisch und legten schließlich auf, ohne das die Betrüger einen Erfolg für sich verbuchen konnten.
In einem Fall waren die Kriminellen jedoch erfolgreich: Leider zu spät bemerkte ein 80-jähriger Mann aus Bodenwerder, dass er einer Betrügerbande aufgesessen ist. Der Mann bekam am Donnerstag gegen 21.15 Uhr einen Anruf. Es meldete sich ein Kommissar Richter. Der angebliche Kommissar schilderte, dass der Angerufene aufgrund von Ermittlungen in nächster Zeit Ziel von Einbrechern sein wird. Die Einbrecher seien brutal und würden Schusswaffen einsetzen, so der angebliche Polizist weiter. Er würde dem Senior helfen, seine Wertsachen in Sicherheit zu bringen, so dass die Einbrecherbande kein Interesse mehr an ihm hätte.
Unter dem Vorwand dieser falschen Tatsachen brachten die Betrüger den Senior dazu, noch am Abend eine Tasche mit Bargeld und Sammlermünzen am verabredeten Übergabeort, einem Baumarkt-Parkplatz in der Hamelner Werftstraße, an die falschen Polizeibeamten zu übergeben. Dem Opfer kamen im letzten Moment Zweifel. Daraufhin wollte er die Übergabe der Tasche abbrechen. Der Täter schlug dem Senior daraufhin an den Oberkörper und riss ihm die Tasche aus der Hand, so dass zusätzlich zum Betrugsdelikt eine Raubtat vorliegt.
Der Haupttäter wurde vom Opfer wie folgt beschrieben: Der Mann war ca. 30 Jahre alt und ca. 185 cm groß mit sehr kräftigem Körperbau. Er hatte kurze, schwarze Haare und einen kurzen, schwarzen Vollbart. Das Erscheinungsbild war südosteuropäisch. Der Mann trug eine blaue Jeans und ein graues Langarmoberteil. Nach der Tat verschwand der Räuber auf dem Baumarktgelände.
Während der Anfahrt zum Baumarkt-Parkplatz wurde der Senior zwischendurch per Mobiltelefon zur Königstraße 14 beordert. Bevor er letztendlich zur Werftstraße weitergeschickt wurde, hatte er mit einem mutmaßlichen Komplizen persönlichen Kontakt. Dieser hatte ein mitteleuropäisches Aussehen, war zwischen 25 und 30 Jahre alt und ca. 175 cm groß. Dieser Mann hatte kurze, dunkle Haare und ein glatt rasiertes Gesicht. Auch er war kräftig gebaut, trug jedoch eine braune Hose und ein buntes T-Shirt.
Erst am nächsten Morgen setzte sich der 80-Jährige mit der richtigen Polizei in Verbindung und erfuhr, dass er offenbar Opfer einer Betrügerbande geworden ist und dadurch sein Erspartes und Wertgegenstände im Wert von mehreren Zehntausend Euro verloren hat.
In der Vergangenheit registrierte die Polizei im Weserbergland mehrfach solche Anrufwellen und warnte über Presseveröffentlichungen, über soziale Netzwerke und in Beratungsgesprächen die Bevölkerung. Außerdem wurden insbesondere Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste und Bankangestellte zu diesem Thema sensibilisiert.
"Wir unternehmen zu diesem Kriminalitätsphänomen viel in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Prävention, können aber vermutlich nicht alle potenziellen Opfer über konventionelle Wege erreichen. Wir müssen davon ausgehen, dass nicht alle die Medienberichterstattung so intensiv verfolgen und möglicherweise von der beschriebenen Betrugsmasche nichts erfahren haben", stellt Pressesprecher Jens Petersen fest. Der Hauptkommissar weiter: "wir bitten Sie als Angehöriger oder Nachbarn eines älteren Menschen darum, unsere wichtigen Hinweise an diese weiterzugeben, damit die Trickbetrüger auch weiterhin wenige Erfolge für sich verbuchen können."
Hier nochmals unsere Hinweise:
Geben Sie niemals telefonisch persönliche Daten an Unbekannte weiter, auch nicht, wenn diese sich als Polizeibeamte ausgeben,
Polizeibeamte, oder auch Bankangestellte, werden Sie am Telefon niemals von ihren persönlichen Vermögensverhältnissen, Bankdaten oder sonstigen sensiblen Daten befragen,
Übergeben Sie Unbekannten niemals Geld oder Wertsachen. Auch nicht, wenn diese sich als Boten oder angebliche Polizeibeamte ausgeben, die Polizei wird Sie niemals auffordern, Bargeld von der Bank abzuheben und für ihre Ermittlungen zu übergeben,
Gibt sich der Anrufer als Polizeibeamter aus, lassen Sie sich dessen Namen geben und rufen Sie Ihre örtliche Polizeidienststelle unter der Ihnen bekannten oder im Telefonbuch verzeichneten Telefonnummer an und erkundigen Sie sich, ob dieser dort auch arbeitet und wie er erreichbar ist (wichtig: unterbrechen Sie vor diesem Anruf die vorherige Verbindung),
Rufen Sie in diesem Zusammenhang niemals die möglicherweise in Ihrem Telefondisplay hinterlegte Nummer des Anrufers zurück oder nutzen gar die Rückruffunktion,
Beachten Sie: die Polizei ruft Sie nie über die Nummer 110 an! Öffnen Sie unbekannten Personen nicht allein die Tür oder lassen Sie sie gar in Ihre Wohnung. Ziehen Sie nach Möglichkeit eine weitere Vertrauensperson hinzu,
Bleiben Sie misstrauisch. Bei Zweifeln kontaktieren Sie umgehend Ihre örtliche Polizei oder wählen Sie den Notruf 110!
Anbei als Download ein Merkblatt zum Thema.
Rückfragen bitte an:
Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Jens Petersen
Telefon: 05151/933-104
E-Mail: pressestelle@pi-hm.polizei.niedersachsen.de
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