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veröffentlicht am 02.10.2019

SERENADE im Haus der Kirche: Die Kraft der Musik – ein Lebensgeschenk

Zum Gedenken der Reichspogromnacht am 9. November 1938 findet die 4. Hamelner Serenade im Haus der Kirche mit einem ganz besonderen Programm statt:
 
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Cora Irsen
die Weimarer Pianistin Cora Irsen wird Werke von Frédéric Chopin musizieren und dabei mit biografischen Lesungen an die jüdische Pianistin Alice Herz-Sommer erinnern.
1903 ist sie in Prag geboren. Es ist das Prag der Habsburger Monarchie, es ist das Prag von Franz Kafka, Max Brod und Felix Weltsch, die häufige Gäste im Hause Herz sind. Alice empfindet Kafka wie einen großen Bruder, sie geht als Kind mit ihm spazieren und lauscht seinen Geschichten.
Früh entdeckt Alice ihre Liebe zur Musik. Mit sechzehn wird sie jüngstes Mitglied der Meisterklasse an der Deutschen Musikakademie in Prag, und schon wenige Jahre später ist sie eine der bekanntesten Pianistinnen der Stadt.
Doch nach und nach wird die Welt von Alice brüchiger. Schon als Kind ist sie antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt, im Ersten Weltkrieg verliert ihr Vater fast sein gesamtes Vermögen, und als 1942 ihre Mutter deportiert wird, ist es für Alice, als sei auch ihr Leben an ein Ende gekommen.
Da fasst sie einen verzweifelten Entschluss: Sie wird die 24 Etüden von Frédéric Chopin einstudieren, die technisch schwierigsten Klavierstücke, die sie kennt und die selbst Artur Rubinstein nie in einem Fluss gespielt hat. Die Musik rettet ihre Seele.
Als zwölf Monate später auch sie, ihr Mann und ihr sechsjähriger Sohn nach Theresienstadt deportiert werden, ist einmal mehr die Musik ihre Rettung. Mit mehr als hundert Konzerten schenkt sie den Mithäftlingen Kraft und Hoffnung in einer Welt von Hunger, Leid und Tod. Ihrem kleinen Sohn, der als
einer der Hauptdarsteller mehr als fünfzigmal in der Kinderoper »Brundibár« auftritt, schafft sie ein »Paradies inmitten der Hölle«.
Nach der Befreiung hat Alice unter dem Terror Stalins zu leiden. Sie emigriert nach Israel und unterrichtet am Jerusalemer Konservatorium. Im Alter von 83 Jahren zieht sie zu ihrem Sohn, inzwischen ein weltbekannter Cellovirtuose, nach London.
Dort lebt sie bis zu ihrem Tod – mit unverwechselbarem Humor, mit Turnschuhen, um nicht zu stürzen, und mit ihrem Klavier, auf dem sie immer noch Neues in der geliebten Musik entdeckt.
Alice Herz-Sommer stirbt am 23. Februar 2014 als älteste Holocaust-Überlebende und älteste Pianistin der Welt mit 110 Jahren in London.
Die 4. Hamelner Serenade im Haus der Kirche beginnt am 9.11.2019 um 19:30 Uhr.
Eintrittskarten sind ab sofort im Kirchenpunkt (Weltladen im Haus der Kirche) und an der Abendkasse erhältlich.

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