Dieser Weihnachtsgruss geht an uns alle und beinhaltet den nachfolgenden Text:
Meine Großmutter hat zu Weihnachten Gedichte geschrieben. Sie starb in dem Jahr, in dem ich geboren wurde. Doch einige Strophen aus ihren Gedichten sind durch Jahrzehnte in unserer Familie weitergereicht worden. Meine Mutter sagte die Weihnachtsgedichte vor 80 Jahren auf und vor einem halben Jahrhundert meine Geschwister und ich. Was so manchem Kind heute wie eine leidige Pflicht erscheinen mag, Weihnachtsgedichte aufsagen, war für uns vor 50 Jahren eine normale Übung. Die Gedichte waren jeweils in ihrer Länge und dem Schwierigkeitsgrad an unser Lebensalter angepasst. Wir Geschwister probten vorab und sagten dann diese Verse vor Eltern, Großeltern oder anderen Gästen auf. Diese spannenden Auftritte vergesse ich nicht. Ein Gedicht blieb mir bis heute im Gedächtnis. Es geht um die Verabschiedung des Weihnachtsmanns. Darin heißt es:
Der Weihnachtsmann, den die Kinder so lieben,
der Puppenstuben und Burgen gemacht,
dem man einfach einen Zettel geschrieben,
und der dann alles hat gebracht,
der Mann, den so oft ich gesehen im Traume,
der mein Kinderherz tat so oft erfreu‘n,
der Mann mit dem Weihnachtsbaume –
das alles soll nur ein Märchen sein?
Doch darf uns das Märchen nicht traurig machen!
Wenn Weihnachten ist, soll man fröhlich sein.
Ich weiß einen Trost, den will ich euch sagen:
Uns bleibt ja noch das Christkindlein.
...
Es näht zwar keine Puppenkleider,
baut Burgen nicht und Hampelmann,
kein Zinnsoldat, mit Pferd und Reiter,
doch fromme Wünsche hört es an.
Drum will ich meine Hände falten
hier unter‘m Baum im Lichterschein:
du mögest noch lange gesund erhalten
die zu mir gehören, Christkindlein.
Und dann folgte die Aufzählung aller Anwesenden im Weihnachtszimmer. Angefangen von den Großeltern durch die ganze Familie. Man kann diese Zeilen etwas kitschig finden, gewiss; oder altmodisch, stimmt auch. Doch mich überzeugte als Kind dieser Abschied vom Märchenglauben an den Weihnachtsmann, den wir schon längst als Großvater enttarnt hatten. Ein Abschied, der hinüber führte zu einer gläubigen Haltung an Christus. Und der erste Ausdruck findet sich dann in der Fürbitte für die Menschen, die mir lieb waren, meine Familie. Ein Glaube, der aus der wundersamen Weihnachtsgeschichte kein neues Märchen machte, auch nicht mit der Heiligen Familie im Stall von Bethlehem.
Ich glaube: Es braucht nicht mehr zu Weihnachten als ein paar glaubwürdige Zeilen, die uns zwischen all den vielen Geschichten auf das Eigentliche hinweisen: „Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr…“ (Lukas 2,11).
Was ich Ihnen wünsche in diesen Tagen: Zeit und Raum für das, was für Sie wirklich zählt, und Worte, die Ihr Herz erreichen.
Friede sei in Ihrem Haus!
Ihr
Ralf Meister
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