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veröffentlicht am 19.04.2021

David Thomas ist der neue Organist der Münstergemeinde

Die Münstergemeinde hat einen neuen Organisten. Der ist erst 18 Jahre alt und damit wohl einer der jüngsten Kirchenmusiker Deutschlands, um gleich mal mit einem Superlativ zu starten, der David Thomas beschreibt.
 
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Ein Portrait:
„Es wird jetzt etwas laut, nicht erschrecken“, sagt David Thomas freundlich, als er sich an die Orgel setzt, um dem Reporter eine Kostprobe seines Könnens zu geben. Mit dem Erklingen der ersten Töne verändert sich der Gesichtsausdruck des 18-Jährigen merklich. Die Konzentration steht ihm ins Gesicht geschrieben, das nun deutlich erwachsener wirkt.
Der junge Mann mit der Kapuzenjacke weiß genau, was er tut. Seine Finger gleiten über die Manuale, seine in weiße Adidas- Socken verpackten Füße über die Klaviatur des Pedalwerks,
und das Münster wird lautstark von Johann Sebastian Bachs Präludium BWV 545 erfüllt … Eindrucksvoll. Dann, mit der im Anschluss wieder einsetzenden Stille, ist David Thomas wieder der Jugendliche mit dem verschmitzten Lächeln, der erklärt, dass er die Orgel normalerweise mit den dazugehörigen Orgelschuhen spiele. Aber das hier ist ja kein Konzert, sondern ein Pressetermin. David Thomas kam am 18. September 2002 in Hameln zur Welt, erzählt er. Er ist der Sohn einer Russin und eines Kasachen russlanddeutscher Abstammung. Hier in der Münsterkirche ließen sich seine Eltern trauen. Mit seinen Geschwistern wuchs er in Hehlen auf; seine Schwester ist Sophie, die 2017 die Musik-Casting-Show „The Voice Kids“ gewann.
Zuhause stand ein altes Klavier, auf dem er als Kind zunächst herumklimperte, doch sein Interesse an dem Instrument wurde immer größer, sodass er mit fünf Jahren Unterricht nahm.
Seine Mutter arbeitete als nebenamtliche Organistin, nahm ihren David – der im Übrigen englisch ausgesprochen wird – öfter mit zu den Gottesdiensten, für die sie spielte. „So habe ich die Orgel kennengelernt“, sagt Thomas. „Ich war total verblüfft von diesem gigantischen Instrument.“
Mit 13 Jahren bekommt er Gelegenheit, selbst auf der Orgel zu spielen. Das Klavier beherrschte er da bereits.
Er übernimmt in Gottesdiensten zunächst Vor- und Nachspiele und schließlich die komplette musikalische Begleitung.
Zu diesem Zeitpunkt nahm er seit nunmehr vier Jahren Klavierunterricht am Institut zur Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter in Hannover. Bald bekam er Orgelunterricht von Ulfert Smidt, dem Organisten der Marktkirche in Hannover.
Inzwischen gibt er auch selber Unterricht. Zurzeit macht der wiederholt mit dem Bundespreis „Jugend musiziert“ ausgezeichnete David Thomas sein Abitur am Viktoria-Luise-Gymnasium.
Ab Herbst will er an der Musikhochschule in Hannover Kirchenmusik studieren. Mit der Orgel im Hauptfach. Dieser Studiengang sei nicht so überlaufen wie das Klavier, auch die Chance auf eine Festanstellung später sei größer.
Aber neben den rationalen und ökonomischen Beweggründen seien es vor allem die vielfältigen musikalischen Möglichkeiten, die ihn dazu bewogen hätten, sich für
die Kirchenmusik zu entscheiden.
Muss man dafür eigentlich gläubig sein? „Die Kirchenmusik ist Teil der Verkündigung“, antwortet Thomas. „Es geht darum, das Wort Gottes nzu verkünden.“ Das Wort Gottes
… „Mit Musik kann man viel ausdrücken, was mit Worten nicht geht“, sagt er über die Bedeutung, die Musik allgemein für ihn persönlich habe.
Aber ja, er sei auch gläubig. „Ich will ja nicht nur die Vorteile ausschöpfen, sondern mich auch damit identifizieren können.“ Außerdem sei für Kirchenmusiker „der Bezug zu den Menschen“ sehr wichtig. Thomas glaubt, dass Musik den Menschen helfen kann.
„Wenn ich sehe, dass Menschen nach der Predigt die Musik hören und weinen, habe ich das Gefühl, ihnen mit der Musik helfen zu können“, sagt er.
Seit Dezember ist der Hamelner als nebenamtlicher Kirchenmusiker bei der Münstergemeinde angestellt.
Als solcher ist er neben den Gottesdiensten auch bei Taufen, Trauungen, dem Chor oder Instrumentalgruppen eingebunden.
Als Ausgleich zum Orgelspiel habe er früher viel getanzt. Inzwischen gehe er normalerweise viel ins Fitnessstudio, schließlich sei die Orgel „nicht das ergonomischste Instrument“, aber das lässt Corona gerade nicht zu.
Nebst Kirchenmusik höre er „sehr gerne Jazz, aber auch Pop, Rap und Klassik“. Zwar falle ihm auf, wenn sich in einem Pop-Song „dieselben vier oder fünf Harmonien“ wiederholten.
„Aber es macht keinen Sinn, Musik kritisch zu hören“, meint er. „Letztendlich ist Musik immer Kunst, egal, ob Klassik, Barock oder Rap.“
Genauso wenig Sinn macht es für Thomas, sich darüber zu grämen, sonntags nicht ausschlafen zu können. Um 10 Uhr ruft schließlich der Gottesdienst, so auch am kommenden Sonntag.
Aber damit kann David Thomas gut leben. Seine Liebe zur Musik ist stärker als der Wunsch, an Sonntagen lange im Bett liegenbleiben zu können.
Quelle: Dewezet vom 19.4.2021 PHILIPP KILLMANN

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