veröffentlicht am 07.03.2012 / geändert am 13.03.2012
Vortrag „Kinder als Opfer häuslicher Gewalt“ vom 5. März UPDATE
Die vom hamelner Kinderschutzbund und dem Frauenhaus Hameln gemeinsam initiierte Veranstaltung mit dem Thema „Kinder als Opfer häuslicher Gewalt“ war gut besucht.
Fast 60 Zuhörer waren am 5. März in die Aula der Elisabeth-Selbert-Schule gekommen, um dem Vortrag von Herrn Ganser vom Kinderschutzzentrum in Hannover zuzuhören.
Der Sozialpädagoge und Therapeut referierte über seine Arbeit mit Kindern, die Zuhause Gewalt ihrer Eltern bzw. zwischen Erwachsenen in ihrer Familie erleben. Die Gewalt in Paarbeziehungen kann auf verschiedene Arten erfolgen, sei es durch körperliche Gewalt, aber auch durch psychische Formen wie Bedrohungen oder Herabsetzungen der Person. Außerdem gibt es auch eine wirtschaftliche Ebene, wie z. B. über das Haushaltsgeld oder die Verfügbarkeit eigener finanzieller Mittel. Häusliche Gewalt geht in erster Linie von Männern aus.
Klaus Ganser zeigte Folgen wie Verhaltensänderungen und Veränderungen in der Persönlichkeit anhand von Beispielen. Auch wenn sie selber keine körperliche oder psychische Gewalt erlebt hatten, sondern „nur“ Augen- und Ohrenzeugen solcher Vorkommnisse bei ihren Eltern waren, so hat das doch Auswirkungen auf die Kinder. Dieses Miterleben ist eine große Belastung und hat schwerwiegende Folgen für ihre eigene Entwicklung. Je nach Alter reagieren die Mädchen und Jungen unterschiedlich. Manche ziehen sich zurück, brechen irgendwann alle sozialen Kontakte ab. Andere werden aggressiv, zeigen teils gewalttätiges Verhalten und neigen zu Regelverletzungen. Fast alle Kinder haben Schulschwierigkeiten. Die betroffenen Kinder brauchen Schutz vor weiterem Gewalterleben und Hilfsangebote, um das Erlebte zu verarbeiten. Er rief alle Personen, die mit Kindern arbeiten, auf, mehr hinzuschauen, wenn Kinder sich verändern.
Im Anschluss an den Vortrag entstand eine lebhafte Diskussion mit den weiteren Gäste des Abends , Frau Albrecht (Leitung der Grundschule Rohrsen), Herr Krause (Leiter der Erziehungsberatungsstelle), Frau Kurth-Harms (Jugendamtsleitung) sowie Herr Dr. Hruska (Oberarzt Sana-Klinikum Kinder- u. Jugendmedizin). Gemeinsam zeigten sie auf, welche Institutionen in Hameln für Kinder und ihre Familien vorhanden sind. Unter den anwesenden Zuhörern waren auch ErzieherInnen, Familienhelferinnen und LehrerInnen, die gern wissen wollten, auf welche Zeichen sie achten sollten und an wen sie sich bei einem Verdacht wenden können. Klaus Ganser nahm aber auch die betroffenen Erziehungsberechtigten in die Pflicht- sie sollten sich doch deutlich machen, was sie für ihre Kinder, für deren Zukunft wünschen. Um ihren Kindern die physischen wie psychischen Folgen von häuslicher Gewalt zu ersparen, gäbe es vielfältige Hilfsangebote. Und die Gesellschaft sollte für dieses Thema sensibler werden. So könnten Ärzte Patientinnen ansprechen, bei denen sie den Verdacht auf häusliche Gewalt haben. Und wir alle können Augen und Ohren offen halten, und bei Verdacht lieber handeln als wegzusehen.
Nicola Kraus
Vorstandsmitglied im Kinderschutzbund Ortsverband Hameln e. V.