Nachruf: Isengard Franke - Eine Meisterin der Empathie
Isengard Franke hat Fechterinnen und Fechter über Generationen geprägt. Sie war eine Legende des Hamelner Sports. Jetzt ist sie im Alter von 96 Jahren verstorben.
Erstellt von Vassili Golod, Fotos: Nils Propfen/Dewezet / Privat
Wer Isengard Franke kannte und an sie denkt, empfindet ein Gefühl der Wärme. Diese Wärme strahlte sie auch dann aus, wenn in der Sporthalle der Elisabeth-Selbert-Schule mal wieder die Heizung kaputt war. Über Jahrzehnte hat Isengard Franke diese und andere Hamelner Sporthallen als erste aufgeschlossen und als letzte wieder zugemacht. Drinnen roch es nach Schweiß, Klingen schlugen aufeinander. Es war wuselig und laut. Sie war bis ins hohe Alter mittendrin und eine Meisterin der Empathie. Eine freundliche ältere Dame mit grauen Haaren und einem einladenden Lächeln. Frau Franke, wie sie liebevoll von ihren Schülerinnen und Schülern genannt wurde, strahlte ein tiefes Vertrauen aus. Sie war eine Erscheinung.
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Nie streng, dafür verbindlich. Nie laut, dafür klar. Immer geduldig. Ruhe zu bewahren und auf jeden Einzelnen einzugehen, war ihre Philosophie. So lehrte sie ihre Fechter die richtige Haltung einzunehmen. Und Haltung war für Frau Franke mehr als eine ordentliche Fechtstellung und akkurate Spitzenführung. Wer bei ihr das Fechten erlernte, lernte auch, keinen Unterschied zwischen Menschen zu machen und sportlich zu bleiben. Gegnern, Trainern und Kampfrichtern die Hand zu geben - auch nach einer schmerzhaften Niederlage - war für sie eine Tugend.
Frau Franke legte Wert auf schöne Gefechte und saubere Treffer. Um ihren Schützlingen beizubringen, wie sie mit Florett und Degen zustoßen, wie sie sich mit Parden verteidigen, nahm sie sich viel Zeit. Und sie gab jedem die nötige Zeit für die persönliche Entwicklung. Ihr Feinsinn war beeindruckend. Sie hatte immer ein offenes Ohr. Ihre Ratschläge: ruhig und präzise. Ob in taktischen Fragen auf der Planche oder in persönlichen Dingen abseits der Fechtbahn. Sie konnte Mut machen, motivieren, Kraft geben. Sie lobte gelungene Aktionen und analysierte nüchtern alle Fehler. Sie jubelte, wenn es Siege zu feiern gab und spendete nach verlorenen Gefechten Trost.
Sie konnte Mut machen, motivieren, Kraft geben.
Mit ihrer unvergleichlichen Art hat Isengard Franke als Abteilungsleiterin beim Turn-Club Hameln in mehr als 60 Jahren Generationen von Fechtern geprägt. Sie hat mehrere Hamelner Fechter zu Deutschen Meistern im Florett, Degen und Friesenkampf ausgebildet. Unzählige Male gewannen Fechterinnen und Fechter unter ihrer Federführung Bezirks- und Landesmeisterschaften. Franke selbst holte 2001 Bronze bei den Europameisterschaften der Senioren. Trotz der vielen Erfolge blieb sie immer bescheiden, wollte das andere im Vordergrund stehen.
Mehr als die Hälfte ihres Lebens hat Isengard Franke dem Fechtsport gewidmet. Der Sport erfüllte sie und diese Erfüllung gab sie weiter. Sie hatte eine besondere, unvergleichliche Art, die alle, die sie kannten, nur mögen konnten. Für ihre Schützlinge war sie mehr als eine Trainerin. Jetzt ist sie im Alter von 96 Jahren verstorben. Isengard Franke hinterlässt eine glückliche Familie mit drei fechtenden Enkelkindern, die inzwischen selbst als Trainer aktiv sind.
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