Lokal-Derby: Bad Pyrmont muss sich gegen Tündern geschlagen geben
Motzner-Elf siegt in hochklassigem Derby 4:1 in Bad Pyrmont / 600 Zuschauer bieten würdige Kulisse
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Pyrmonts Luca Fleischmann setzt sich gegen Tünderns Ugur Aydin durch
SpVgg. Bad Pyrmont – HSC BW Tündern 1:4 (1:3). [/headline]
Emotionen, Leidenschaft und Dynamik: dieses historische Landesliga-Derby hatte alles – und für Tündern noch viel mehr. Die Elf von Trainer Siegfried Motzner feierte einen 4:1-Triumph mit ihren zahlreichen Fans. Der erste Oberliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte ist dank dieser hart erkämpften drei Punkte zum Greifen nahe. „Hätte uns das vor der Saison einer erzählt – unglaublich“, ließ sogar Tünderns Trainer Siegfried Motzner sich zu einem emotionalen Moment hinreißen. Er fing sich allerdings schnell: „Den Mund abputzen können wir uns erst nächsten Samstag.“ In den vorangegangen 95 Minuten erlebten die rund 600 Zuschauer ein waschechtes Derby, das mit zwei mächtigen Paukenschlägen beginnen sollte. In der 7. Minute gelang Tünderns Cristiano dos Santos ein Geniestreich, wie er ihm so schnell nicht wieder gelingen wird: aus 18 Metern nahm er die Kugel aus der Luft direkt und schweißte sie mit voller Wucht gegen das Gebälk – von dort schlug er in den Maschen ein. „Auf der ganz großen Ebene werden für solche Tore 'Puskás Awards' verteilt“, kommentierte Moritze-Ole Gerkens, freier Mitarbeiter bei AWesA, die Szene mit staunenden Augen. Direkt nach dem Anstoß schlugen die Kurstädter zurück. Während Tündern noch euphorisiert schien, tauchte Pyrmonts Torjäger Pascal Hannibal völlig freistehend vor Torhüter Lukas Masur auf und schloss trocken zum direkten Ausgleich ab.
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Nach seinem Traumtor springt Cristiano dos Santos in die Arme von Kolja Kowalski.
Anschließend führten beide Kontrahenten eine harte, aber immer faire Begegnung. Diese Gangart forderte ihren Tribut. In der 13. Minute stießen Adrian Gurgel und Bad Pyrmonts Leistungsträger Alexander Baal gegeneinander – Baal kugelte sich in dieser Szene die Schulter aus und musste vom Krankenwagen abgeholt werden. Trotzdem spielten die Hausherren weiter nach vorne. Die größte Chance hatte Sören Vespermann in der 19. Minute, als er aus spitzem Winkel nur den Pfosten traf. Auf der anderen Seite zeigten die Windmühlenkicker ihre gnadenlose Effektivität. In der 32. Minute nahm Bad Pyrmonts Schlussmann Stefan Schmidt den Ball erneut auf, nachdem er ihn bereits in den Händen hielt. Die Folge: indirekter Freistoß aus 13 Metern. Der Torjäger vom Dienst, Robin Tegtmeyer, schnappte sich das Leder und hämmerte es unten links ins Eck – 2:1 in der 32. Minute. Nur 120 Sekunden später fasste sich Tegtmeyer aus 25 Metern ein Herzen und feuerte einen Schuss ab, der noch einmal aufsetzte. Schmidt berührte den Ball noch, konnte das 1:3 aus Pyrmonter Sicht jedoch nicht verhindern – der HSC stellte die Weichen auf Sieg, obwohl die Spielvereinigung optisch und nach Chancen überlegen war.
Tünderns Bollwerk nicht zu brechen
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In diesem Zweikampf mit Adrian Gurgel (li.) verletzt sich Alexander Baal (re.) an der Schulter.
Nach dem Kabinengang machte die Motzner-Elf, was sie am besten kann: verteidigen. Die Hausherren bissen sich die Zähne am engmaschigen Tünderaner Bollwerk aus. Selbst die Einwechslung vom ehemaligen Top-Stürmer Christopher Loges, der nach Jahren sein Kurz-Comeback in der ersten Mannschaft gab, brachte die Wende nicht mehr. Stattdessen krönte Tegtmeyer seine überragende Leistung: Kurz vor Abpfiff umkurvte er Keeper Schmidt und schob zum 4:1-Endstand ein – und brach ganz nebenbei die 30 Tore-Marke. Kurz darauf schallten „Derbysieger, Derbysieger“- und „HUMBA“-Gesänge der Tünderaner und ihren zahlreichen mitgereisten Fans durch das Stadion an der Südstraße. Tegtmeyer, der Mann des Tages, brachte es auf den Punkt: „Wir waren kaltschnäuziger vor dem Tor. Am Ende ist der Sieg ein bisschen hoch. Bad Pyrmont hatte sehr viele Chancen. So viele hatte bisher noch kein Gegner gegen uns in dieser Saison, glaube ich (lacht).“
Motzner: „Diese Jungs bilden eine unglaubliche Riege“
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Harte Zweikämpfe bestimmen das Spiel in der ersten Halbzeit – Gerrit Pape (li.) und Lukas Kramer (re.) im Kopfballduell.
Sein Trainer war einfach nur stolz: „Wir sind der verdiente Sieger, da wir insgesamt die besseren Chancen hatten. Hut ab an Pyrmont, sie waren der erwartet starke Gegner. Es war ein echter Derby-Klassiker, so ein geiles Spiel habe ich von beiden Mannschaften lange nicht mehr gesehen. Es wäre absolut fantastisch, wenn es mit dem Aufstieg klappen sollte. Diese Jungs bilden eine unglaubliche Riege. Keiner stellt sich in den Vordergrund. Das zeichnet sie aus.“ Motzners Gegenüber, Bad Pyrmonts Übungsleiter David Odonkor, war die Enttäuschung indes anzumerken: „Tündern macht in der ersten Halbzeit aus vier Schüssen drei Tore. Wir haben uns nicht clever angestellt. Auf der anderen Seite haben wir genügend Chancen, machen aber nur ein Tor. So ist es bitter und schade, dass wir verloren haben.“ SpVgg. Bad Pyrmont: Schmidt, Ofosua, Stuckenberg, Fleischmann, Hannibal, Pape, Vespermann (69. Loges), Matwijow (69. Lesemann), Hagemann, Meyer, Baal (13. Gabibow). HSC BW Tündern: Masur, dos Santos (83. Stapel), Müller (44. Hey), Kramer, Aydin (61. Hilker), Marahrens, Fischer, Tegtmeyer, Gurgel, Neckritz, Schumachers. Tore: 0:1 Cristiano dos Santos (7.), 1:1 Pascal Hannibal (8.), 1:2 Robin Tegtmeyer (32.), 1:3 Tegtmeyer (34.).