Auf zu weit entfernten Verbandsliga-Ufern: Von Meistermannschaft zum Underdog?
Grün-Weiß startet am 15. September in der Weststaffel / Bierstedt: „Hat auch einen gewissen Reiz, viele neue Gesichter zu sehen“
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Die heilige "Pille" liegt bei Kai Gellermann & Co. bald wieder in der Hand.
Es wird ein Jahr voller Veränderungen bei der TSG Emmerthal. Nach dem Abstieg in die Landesliga erwiesen sich die Grün-Weißen in der vergangenen Spielzeit als Überflieger der Liga, feierten gerade gegen Mitte der Saison einen Sieg nach dem anderen und machten im letzten Heimspiel gegen Verfolger Schaumburg-Nord II (32:29) am 28. April die Meisterschaft perfekt – der Aufstieg und damit die Rückkehr in die Verbandsliga war zu diesem Zeitpunkt längst in trockenen Tüchern. Am 07. September feiert die neue Verbandsliga-Saison nun ihre Eröffnung – unter anderem mit der HSG Deister Süntel, die als Dritter der Vorsaison ebenfalls den Sprung auf die nächsthöhere Ebene gemausert hat. Die Emmer-Handballer haben derweil noch eine Woche länger Verschnaufpause, bevor es am 15. September gegen den FC Schüttdorf 09 losgeht.
„Das kommt uns auch ganz gelegen“, macht TSG-Coach Christian Bierstedt deutlich, der die vergangenen Wochen nach der Meisterschaft noch einmal Revue passieren lässt: „Wir haben bis Mitte Mai trainiert und haben dann eine längere Pause hingelegt bis Mitte Juli. Das war auch dringend nötig, denn die Verbandsliga-Saison im Vorjahr war so brutal lang, dass wir im Prinzip gar keine Pause hatten.“ Während der trainingsfreien Zeit sei das Team aber keinesfalls untätig gewesen. „Es gab eine Laufchallenge, über die die Jungs an den läuferischen Dingen gearbeitet haben. Das haben sie gut gemacht“, lobt der Trainer.
Im Anschluss standen Kraft und Ausdauer auf dem Programm. „Wir waren in Aerzen im Freibad, im Fitnessstudio und generell viel draußen. Allerdings nur zwei Wochen, denn wir wollten mehr Zeit in die Halle investieren“, merkt Bierstedt an, der bis zum Steinmann-Cup den Fokus auf das Konditionelle legte – zumeist aber mit dem Ball in der Hand. Mit Platz vier beim traditionellen Turnier feierte Grün-Weiß auch gleich einen überzeugenden Einstand. „Wir haben einen richtig gutes Turnier gespielt – wenn man die Partie gegen Himmelsthür außen vor lässt. Danach hatten wir leider ein größeres Problem mit Coronafällen, weshalb die Beteiligung im anschließenden Trainingslager, in dem wir vor allem am Taktischem und kleineren Stellschrauben drehen wollten, eher bescheiden. Wir haben nicht ganz die Inhalte geschafft, die wir geplant haben. Umso glücklicher sind wir natürlich, dass wir eine Woche länger haben – wo wir doch durch Corona eine Woche verloren haben“, erklärt der Coach.
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Christian Bierstedt freut sich auf die neue Saison.
Neben der Ausrichtung des Steinmann-Cups sammelte die TSG auch fleißig Praxiserfahrung aus Testspielen. Bad Salzuflen, Alfeld, Rhumetal, Porta Westfalica und Stadthagen/Auhagen hießen hier die Kontrahenten. „Gegen die höherklassigen Gegner konnten wir eine Halbzeit lang mithalten, sind am Ende aber etwas eingebrochen. Wir müssen noch etwas an der Abstimmung arbeiten. Ich bin da aber guter Dinge. Ich kenne meine Jungs, die hängen sich voll rein“, ist sich Bierstedt sicher, der mit Anbeginn der neuen Spielzeit auf drei neue Gesichter setzen kann. Nils Becker und Leander Lücke rücken aus der zweiten Herren auf, dazu stößt Ruben Bormann als externer Neuzugang für den Rückraum. Bierstedt fügt hinzu: „Besonders Leander, der ja erst im Laufe der vergangenen Saison von seinem Kreuzbandriss zurückgekehrt ist, spielt bisher eine richtig geile Vorbereitung.“
Den gleichen Weg will auch Jannik Steffens einschlagen, der mit seinem Kreuzbandriss noch einige Zeit fehlen wird. Auch Jungspund Fiete Vollmer fehlt noch länger. Dazu kommen körperliche Beschwerden bei Bormann, die den Neuzugang bisher noch ausbremsen. „Unser absolutes Leistungslimit werden wir also wohl erst gegen Anfang der Rückrunde erreichen“, prognostiziert Bierstedt.
Apropos Prognose: wo sich die TSG im Teilnehmerfeld der neuen Liga einordnen könnte, scheint derzeit erst einmal fraglich. Gemeinsam mit den bekannten Landesliga-Aufsteigern Schaumburg II(I), Deister Süntel, Langenhagen und Großenheidorn II sind die Emmer-Handballer nämlich in der Weststaffel einsortiert. Das bedeutet: weite Fahrten bis nach Schüttorf oder Nordhorn und viele neue Teams. „Wir hatten ursprünglich auch eher an die Südstaffel gedacht, aber von der geografischen Einteilung passt es leider. Die weiten Fahrten sind natürlich ein großer Nachteil, aber es hat auch einen gewissen Reiz, viele neue Gesichter zu sehen“, macht der Trainer deutlich und fügt hinzu: „Wir müssen uns finden, wollen Gas geben und eine gute Rolle spielen.“
Und was genau ist nun die Zielsetzung bei den Grün-Weißen? Bierstedt lässt sich jedenfalls nicht auf eine Platzierung festnageln: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Durch die vielen Aufsteiger ist die Leistungsdichte deutlich enger zusammengerückt und ich erwarte ein relativ einheitliches Leistungsniveau. Kleinigkeiten werden entscheiden und dafür müssen wir bereit sein.“ Außerdem werde man – anders als im Vorjahr – nicht mehr in jedem Spiel die Favoritenrolle innehaben. „In unsere neue Rolle müssen wir uns ebenfalls reinkommen. In der Vergangenheit sind wir mit der Underdog-Rolle aber gut gefahren. Deshalb freue ich mich auf eine spannende Saison.“