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veröffentlicht am 01.11.2018 / geändert am 01.11.2018

Die Oma ist die wichtigste Person – oder: Kuchenschlange auf arabisch UPDATE

Viele kulturelle Missverständnisse im Hinblick auf unsere arabischstämmigen Schülerinnen und Schüler konnte Frau Dr. Dunja Manal Sabra aufklären.
 
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Wie schön wäre es, könnte die Dozentin den Vortrag deutschlandweit halten– etliche, zum Teil fast tragisch zu nennende Enttäuschungen auf Seiten von neuen Mitbürgern aus dem arabischen Kulturkreis und von Einheimischen gleichermaßen könnten so vermieden werden.

Denn wer weiß schon, dass eine arabischstämmige Familie, die neu in einem Mehrfamilienhaus wohnt, sehnsüchtig auf einen Willkommensbesuch der neuen deutschen Nachbarn wartet? Und wer der deutschen Nachbarn empfindet es nicht als unhöflich, dass die neue arabischstämmige Familie nicht wenigstens kurz klingelt, um sich vorzustellen? Mit dieser kleinen Anekdote und vielen weiteren Geschichten aus ihrem reichen Erfahrungsschatz, vermochte Frau Sabra so manches Aha–Erlebnis hervorzurufen.

Frau Sabra, als Tochter einer Wiener Mutter und eines ägyptischen Vaters mit zeitweiligem Wohnsitz in beiden Ländern ist prädestiniert als Botschafterin, um Missverständnisse durch das Aufeinandertreffen so verschiedener Kulturen aufzudecken. Unterschiedliches Verständnis von Pünktlichkeit, Bedeutung von Hierarchien innerhalb der Familien und im Beruf, ja sogar so scheinbar banale Dinge wie die Intensität eines Händedrucks beim Begrüßen können zu großen Schwierigkeiten im Zusammenleben und –arbeiten führen. Auch das Kommunikationsverhalten ist in beiden Kulturkreisen sehr unterschiedlich: „Für Norddeutsche ist mit einem „Moin“ schon vieles gesagt. Araber indes fragen schon bei der Begrüßung das Wohlergehen der gesamten Familie ab“, so Frau Sabra.

Die launige Präsentation täuschte nicht über die Relevanz des Themas hinweg. Denn die Notwendigkeit, über Kenntnisse kultureller Kompetenz auf beiden Seiten zu verfügen, sorgt für schnellere und nachhaltigere Integration und beugt der Entstehung von Parallelgesellschaften vor. Und im Umgang mit Schülerinnen und Schülern aus dem arabischen Kulturkreis können die Lehrkräfte nun manches Verhalten besser verstehen und bei Bedarf in Einzelgesprächen kultursensibler vorgehen, um beispielsweise Fehlverhalten zu sanktionieren. Denn die eigene Kultur zu verleugnen, ist nicht nur unmöglich, sondern auch der falsche Weg.

Frau Sabra vermochte es hervorragend, das anwesende Kollegium durch ihren lebendigen Vortrag, die vielen Anekdoten und vor allem das ständige Einbeziehen des Auditoriums zu fesseln. Selbst das deutsche Pausenverhalten konnte sie didaktisch aufbereiten: Dass jüngere und ältere Kolleginnen und Kollegen, Frauen und Männer sich einfach „bunt durcheinander“ in der Kuchenschlange anstellen würden, wäre z. B. in Syrien undenkbar. Da würde die Rangordnung beachtet: Zunächst die Chefs und die älteren Damen („die Oma ist die Wichtigste!“); die jüngeren männlichen Kollegen hätten sich hingegen hinten anzustellen. Wie oft im Vortrag hatte Frau Sabra auch hier die Lacher auf ihrer Seite, aber ihr eindrückliches Werben für Verständnis und Sensibilität wird eine nachhaltige Wirkung im Schulalltag haben.
Und wir wissen nun auch, wem wir es zu verdanken haben, wenn dereinst ein neues Wort im Duden steht: Mehrheimisch. Frau Sabra hat als Mehrheimische uns Einheimischen einen unvergesslichen Nachmittag beschert, wir bedanken uns sehr herzlich dafür.

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