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veröffentlicht am 03.07.2019

Zappenduster

Dies erlebte die Berufsfachschule Ergotherapie des ersten Ausbildungsjahres im Dunkelcafé im Deutschen Taubblindenwerk in Fischbeck.
 
Ein Stück weit fühlten die Schüler „im Kleinen“ für eine Stunde, was es heißt, blind zu sein. Aufregend war, dass wir nicht wussten, was auf uns zukommt. Eine ganz neue Erfahrung, die so manch einen zu Beginn des Parcours zu langsamen kleinen und vorsichtigen Trippelschritten bewegte - die Blinden bewegten sich dagegen völlig normal. In dieser Welt waren wir auf Hilfe angewiesen und mussten uns auf andere Personen verlassen. Da war eine nicht geschlossene Spülmaschine vom Vordermann bereits ein großes Hindernis – sie im Dunkeln einzuräumen brachte einige Herausforderungen mit sich.
Spannend war, wie alles riecht, wenn der Sehsinn ausgeschaltet ist. Um sich besser zu konzentrieren schlossen einige die Augen. Die Gerüche kamen einem bekannt vor, doch der Geruch war ohne das Sehen nicht so leicht zu zuordnen. Wir orientierten uns an markanten Merkmalen. Der Stil an der Kirsche auf dem Teller gab uns entscheidende Hinweise. Konserven zu ertasten war leicht – doch konnten wir ohne ein Gerät, das den Barcode liest nicht rausbekommen, was in der Konservendose drin ist.
Beim gemeinsamen Frühstück im Dunkeln mussten wir zunächst lokalisieren, was wo steht. Ein Kaltgetränk war schnell bestellt, doch wo liegt der Öffner auf dem Tisch? Wo ist die Butter auf dem Teller angeordnet? Was haben wir überhaupt auf dem Teller? Ein gekochtes Ei konnte ebenso gegessen werden. Das Salz war jedoch hinterher auch auf dem Brot und dem gesamten Teller verteilt - bei der Menge hat derjenige nicht gespart. Auch half einer Schülerin die Aussage „Das Getränkt steht ´hier´“ nicht sonderlich weiter. Eine Schülerin freute sich riesig beim Wurstteller über eine Salami – beim Reinbeißen wurde klar: Es ist eine saure Gurke ☹.
Das Zeitgefühl ging völlig verloren – Wie lange waren wir eigentlich im Dunkelcafé? Wie, so spät ist es schon?
Fragen gingen den SchülerInnen durch den Kopf: Wir hatten trotz der Dunkelheit eine bildliche Vorstellung im Kopf und haben uns durch die Erklärungen Bilder geschaffen. Doch wie ist das bei Menschen, die nie etwas gesehen haben – wie stellen die sich eine Spülmaschine oder eine Wäscheleine vor? Wie ist das, für immer blind zu sein?
Beim Rundgang über das Gelände des Taubblindenzentrums erhielten wir Einblicke, wie die Menschen dort leben. Auch setzten wir uns mit der Thematik auseinander: Wie erkläre ich einem taub-blinden Menschen, dass jemand verstorben ist?
Sehr herzlich danken wir dem Taubblindenwerk Fischbeck für diese wertvollen Einblicke in eine für uns ganz andere Welt.
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