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veröffentlicht am 14.03.2021

Ich will "Abitanz statt Zukunftsangst"!

Mittlerweile sind es bereits über 12 Monate, in denen die Corona-Pandemie unser aller Leben beeinflusst und das, was bisher als „normal“ galt, auf den Kopf stellt. Für diejenigen, die in dieser Zeit ihr letztes Jahr der Schulzeit bestreiten, der aktuelle Abiturjahrgang, bedeutet die Pandemie nicht nur starke Veränderungen aller zuvor so klar vorhersehbaren Strukturen und damit verbundene Unsicherheiten, sondern auch einen Verzicht auf all die begleitenden Erlebnisse und Ereignisse. Laura Brand ist eine der Schülerinnen und Schüler des Abijahrgangs am Schiller und hat ihrer Situation in einem Poetry Slam, der im Rahmen eines Projektes des Seminarfachs Deutsch entstanden ist und nun im Buch "Schillernd" veröffentlicht wird, Ausdruck verliehen. Darüber und welche Bedeutung das Schreiben für sie in dieser besonderen Situation hat, sprach sie mit Andrea Waltemode vom Homepage-Team.
 
Die Vorabi-Klausuren sind geschrieben, die Noten des 4. Semesters stehen weitestgehend fest – wie ist die Stimmung im Abiturjahrgang?
Laura Brand: Die Stimmung im Jahrgang scheint durchaus zwiegespalten. Auf der einen Seite sind wir erleichtert, die Vorabiklausuren geschrieben zu haben, auf der anderen Seite steigt natürlich die Aufregung aufgrund der bevorstehenden Abiturprüfungen. Viele von uns sind, auch durch die zusätzliche Unruhe der Corona Pandemie, gestresst und der so notwendige Freizeitausgleich mit Freunden und Mitschülern fehlt uns allen. Gerade deshalb freuen wir uns aber umso mehr auf die genehmigte Mottowoche, die wir gemeinsam als kompletten Jahrgang unter den geltenden Hygieneauflagen „feiern" dürfen. Das bedeutet uns viel!

Und wie blickst du persönlich aktuell auf die Situation?
Laura Brand: Ich persönlich bin innerlich schon etwas beunruhigt aufgrund der äußeren Umstände und der sich eigentlich täglich verändernden Situation. Mit Vorfreude blicke ich jedoch auf das Zurückkehren der Schülerschaft, da dies endlich wieder ein Schritt in die Normalität darstellt. Durch meine jüngere Schwester, die derzeit die sechste Klasse des Schiller-Gymnasiums besucht, fühle ich mich in diesem Eindruck bestätigt. Schule und Freunde "live" zu erleben, bedeutet doch etwas komplett anderes als "Online"-Kontakte.

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Laura Brand freut sich, dass wenigstens einzelne Aktionen "rund ums Abi" stattfinden können.


Genau dieses thematisierst du in einem Gedicht, das du im Rahmen eines Projektes zum literarischen Schreiben deines Deutsch- Leistungskurses im Poetry-Slam-Stil geschrieben hast. Es trägt den Titel „Kopfgewühl statt Herzgefühl“ – sind es vor allem die Dominanz der Vernunft und die dabei fehlende Ausgelassenheit und Spontanität, die dich stören?
Laura Brand: Im Endeffekt trifft dies den Kern meines Poetry Slams recht gut. Besonders wichtig war es mir, hiermit auf eine neue, nämlich die jugendliche Perspektive aufmerksam zu machen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Eindruck, dass die schwierige Situation für uns Jugendliche nur eine untergeordnete Rolle in dieser Debatte spielte. Primär ging es mir darum, meine persönlichen Gefühle zum Ausdruck zu bringen, aber zugleich auch Wege aufzuzeigen, wie man mit diesen Ereignissen umgehen kann.

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Lauras Gedicht "Kopfgewühl statt Herzgefühl"


Erzähl uns ein bisschen was zum Entstehungsprozess deines Gedichtes. Wie verlief dieser und warum hast du dich für diese literarische Form eines Poetry Slams entschieden?
Laura Brand: Im Rahmen meines Seminarfachs "Deutsch" haben wir uns an unterschiedlichsten Formen literarischer Ausdrucksweisen versucht. Vorerst habe ich mich ausschließlich auf erzählende Texte fokussiert, durch die Kritik und Mut machenden Worte meiner Tutoren (Herrn Spiess und Frau Becker), "doch mal etwas Neues zu wagen", habe ich mich dann tatsächlich an ein lyrisches Projekt gewagt. Eher durch Zufall und durch anschließende inspirierende Gespräche mit meiner Familie bin ich dann auf Julia Engelmann gestoßen, die mir den entscheidenden Ansporn gab, wirklich über mich selbst hinauszuwachsen. Also setzte ich mich gleich am Nachmittag hin und begann, meinen Schreibanlass zu formulieren ("Ich hab was zu sagen, will lyrisch was wagen...). Das Grundgerüst der ersten Strophe stand soweit und ich widmete mich wieder anderen Dingen. Doch immer wieder fielen mir am selben und am folgenden Tag neue Verse ein: Mal im Bus, mal im Garten, unter der Dusche oder auch kurz vorm Schlafen gehen. Ich versuchte so schnell wie möglich diese aufzuschreiben, bevor ich sie wieder vergaß. Schließlich hatte ich einen ungeordneten und unordentlichen handschriftlich geschriebenen Zettel voll mit Versen, die mir immer mal wieder in den Sinn kamen. Nun war es für mich an der Zeit, diese Gedanken zu sortieren und zu ordnen. Ohne mich direkt bewusst auf die Thematik des Corona-Virus festgelegt zu haben, bezogen sich alle meine Verse aufgrund der tagtäglichen Konfrontation automatisch darauf. Ich versuchte meine Verse in Strophen aufzubauen und wie von selbst fielen mir nach und nach immer neue Reime ein. Als ich endlich diesen Sprung von der anfänglichen Planlosigkeit zur genauen Vorstellung geschafft hatte, gelang mir die Umsetzung beinahe intuitiv.

Ist es das erste literarische Projekt von dir oder hast du schon vorher geschrieben?

Laura Brand: Vor meinem Slam "Kopfgewühl statt Herzgefühl" habe ich zwar bereits einige lyrische Gedichte geschrieben, diese jedoch nur zu besonderen Anlässen (Geburtstage, Silberhochzeit...) im privaten Familien-und Freundeskreis vorgetragen. Einen Poetry Slam in diesem Stil habe ich noch nie zuvor geschrieben, bin nun aber dankbar diese neue Seite an mir entdeckt zu haben. In meiner Euphorie habe ich bald danach noch einen weiteren Poetry Slam formuliert, der den Titel "Einmal einsortiert, immer aussortiert?" trägt. Dieser befasst sich mit Vorurteilen sowie vorgefassten Meinungen und wurde in unserem seminarfacheigenen Buch "Schillernd" mit aufgenommen!

Was hat das Schreiben bei dir bewirkt?
Laura Brand: Das Schreiben selbst hat mir eine Möglichkeit zur Verarbeitung der Situation gegeben, sodass ich aus Sinnes- und Gedankenschleifen ausbrechen konnte. Es entstand vor allem aus Frustration und angestautem Ärger, aus welchem ich mich folglich ein wenig "befreite" und loslöste. Mein Ziel war es, "aufzurütteln", Denkanstöße zu geben und mich mitzuteilen. Das mir das scheinbar gelungen ist, freut mich umso mehr!

Kannst du das Schreiben als Möglichkeit der Bewältigung von Ausnahmesituationen wie der bisherigen empfehlen und wenn ja: Wie fängt man am besten an?
Laura Brand: Ich denke, dass Kommunikation grundsätzlich, egal in welcher Ausdrucksform, eine gute Möglichkeit zur Bewältigung von Krisen und Problemen darstellt. Für mich persönlich bietet der literarische Weg also eine gute und gleichsam herausfordernde Chance, denke aber, dass jeder für sich seine Art und Weise finden muss, Dinge zu kompensieren und zu bewältigen. Was für den einen das Schreiben bedeutet, ist für den anderen Sport und für den nächsten Musik.

Wir wünschen dir und deinem Abiturjahrgang trotz der natürlich extrem scheußlichen Umstände eine gute Abizeit. Ihr seid doch kreative Köpfe und habt viel Elan; habt ihr euch etwas ausgedacht, womit ihr die vielen schönen Erlebnisse, die mit der Abizeit verbunden sind und nun ausfallen müssen, kompensiert?
Laura Brand: Wir als Jahrgang setzten uns dafür ein, eine Alternative zur sonst gewohnten Zeugnisvergabe in der Turnhalle und zum Abiball in Buchhagen zu finden, die sich an "Open-air"-Ideen orientieren. Die Feierlichkeiten, die bereits stattgefunden hätten, und die herbeigesehnte Abifahrt, der Abiumzug und der Abiball sind unwiederbringlich verloren. Dafür gibt es keinen Ersatz. Das ist und bleibt schade und ist nicht wegzudiskutieren.

Und was kommt für dich danach? Hast du bereits Pläne für die Zeit nach dem Abitur?
Laura Brand: Nach dem Abitur möchte ich mit neuem Schwung und voller Motivation das Lehramtsstudium für die Fächer Deutsch und Religion antreten.

Und so bleibt mir nur zu sagen,
nach den hier gestellten Fragen:
In eine Zukunft mit Vertrauen
will ich jetzt nach vorne schauen.
Schillerzeit- für mich ein Glück,
als Lehrerin komm ich zurück! :D

Das sind ganz wunderbare Aussichten, auf die wir uns als Kollegium natürlich auch sehr freuen! Ich wünsche dir und dem ganzen Jahrgang viel Erfolg für die Abitur-Prüfungen und für alles, was danach kommt!


Für diejenigen, die sich für das Buch des Seminarfachs Deutsch interessieren, gibt es hier genauere Informationen (auch zum Bestellvorgang).

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