veröffentlicht am 22.06.2015
Stadtwerke schreiben Rekordverlust
Das hat Folgen: "So weitergehen wie bisher kann es nicht", sagt der Chef
Zunächst steigt der Wasserpreis
Mit einem Verlust in Höhe von 350000 Euro haben die Stadtwerke Bad Pyrmont im Jahr 2014 das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte geschrieben.
Das hat Geschäftsführer Uwe Benkendorff berichtet. Verantwortlich dafür sei ein Rückgang beim Verkauf von Gas und Wärme, die Zuschüsse für das Hallen- und Freibad und die Stadtbusse und die Beteiligung am Gaskraftwerk Mittelsbüren. Benkendorff kündigte außerdem einen höheren Wasserpreis an.
Die warme Witterung im vergangenen Jahr sorgte dem nach für einen Rückgang an verkaufter Wärme und Gas um neun Prozent, das Hallen- und Freibad belastet das Gesamtergebnis mit 1,65 Millionen Euro, der Stadtbusverkehr mit einer halben Million Euro und für die bekanntlich ohnehin verlustreiche Beteiligung am Gaskraftwerk Mittelsbüren müssen höhere Rücklagen als bisher angenommen eingestellt werden.
Sorgen um das städtische Unternehmen macht sich Benkendorff angesichts der guten Kennziffern hinsichtlich des Eigenkapitals und der Verschuldung aber nicht. Und auch die Kunden seien den Stadtwerken treu geblieben, denn deren Zahl sei stabil und auch die Entwicklung bei den Großkunden sei positiv. "Aber so weitergehen
wie bisher kann es nicht", betont er. "Wir müssen dieses Ergebnis kritisch hinterfragen und uns überlegen, ob unser Geschäftsmodell noch vernünftig aufgestellt ist."
Nicht zuletzt die Ausgaben für das Hallen- und Freibad sind immens. "Der jährliche Zuschuss hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt", so der Stadtwerkechef. "Damit werden wir zwar niemals Gewinn machen, und das ist auch nicht unser Anspruch, aber wir dürfen die Kosten nicht weiter steigen lassen."
Beschlossen ist zwar noch nichts, aber gedacht ist eine Mischung von Maßnahmen. "Meine Tendenz geht hin zu Einschränkungen beim Service", sagt er.
In den nächsten zehn Jahren wollen - und müssen wohl auch - 25 Millionen Euro in die Versorgungsnetze (Strom, Wasser, Gas), die Netzkonzessionen und erneuerbaren Energien investiert werden. Auch ein Windrad hat Benkendorff nach dem Scheitern der Pläne bei Eichenborn noch nicht abgeschrieben, die Suche nach einem anderen Standort läuft. Allein für die Erneuerung des Wasserleitungsnetzes sind 7 Millionen Euro eingeplant. Mit einem 50 Jahre alten, verrosteten, durchlöcherten und schon vielfach geflickten Wasserrohr überzeugte er den Aufsichtsrat von der Notwendigkeit dieser Ausgabe. "Ein desolates Netz können wir uns schon alleine aus hygienischen Gründen nicht leisten." Konsequenz: Zum 1. Juli wird der Wasserverbrauchspreis - der nach wie vor günstigste in der Region - um 3,8 Prozent steigen, auch wegen der höheren Wasserentnahmegebühr des Landes (Wassergroschen). Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 100 Kubikmetern zahlt 15 Euro im Jahr mehr. Mit einem Kostenmanagementprogramm will der Stadtwerkechef die Ausgaben bis 2017 um eine halbe Million Euro reduzieren - ein sehr ehrgeiziges Ziel, wie er selbst sagt.
Der Belegschaft wird also einiges abverlangt. Zwar ist nicht von Kündigungen die Rede, wohl aber davon, frei werdende Stellen nicht wieder zu besetzen.
In diesem Jahr strebt er eine schwarz Null im Ergebnis an, im nächsten geht es um Konsolidierung und im übernächsten Jahr um die Frage, wo das Unternehmen in zehn Jahren stehen soll. Gewinnüberweisungen an die Stadt dürften bis auf weiteres erst einmal ausfallen.
VON HANS-ULRICH KILIAN - Dewezet Anzeige vom 19.06.2015
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