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veröffentlicht am 30.10.2015

Ganz schön knapp

Wenn‘s mal wieder schnell gehen muss – nur wenige Sekunden bleiben den Feuerwehrleuten der Wachbereitschaft vom Alarm bis zum Brandort. Doch die Schnelligkeit ist in Hameln weniger das Problem – es sind die fehlenden Mitarbeiter.
 
Hameln. 17 Minuten bleiben der Feuerwehr, um Menschen bei einem Brand zu bergen. Idealerweise sollen dann zehn Kräfte vor Ort sein - so sehen es die Leiter der Berufsfeuerwehren. Personell ist das allerdings bei der Wachbereitschaft in Hameln nicht machbar.

17 Minuten bis zum Tod. Atmet ein Mensch Brandqualm ein, kann er in der Regel nach 17 Minuten nicht mehr wiederbelebt werden. Für die Feuerwehr gilt deshalb: Bis dahin müssen bei einem Feuer alle gefährdeten Personen geborgen werden.

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Die Gemeinde muss eine „leistungsfähige Feuerwehr“ aufstellen – das schreibt das Gesetz vor. Dieser „Gummiparagraf“ aber lässt viel Spielraum. Die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren habe sich daher auf sogenannte Schutzziele festgelegt. Heißt konkret: Innerhalb von acht Minuten soll die Feuerwehr mit zehn Einsatzkräften beim Brand sein. Ein hehres Ziel. Und eines, das man in Hameln nicht einhalten kann.

„Zeitlich kriegen wir das meistens hin“, sagt Andreas Zerbe, Amtsleiter der hauptamtlichen Wachbereitschaft. Die Wachbereitschaft ist zwar formell keine Berufsfeuerwehr – eine solche ist erst bei Städten mit über 100 000 Einwohnern vorgesehen – es handelt sich aber eher um einen formalen Unterschied. Von der Qualität des Personals her gebe es keinen Unterschied, so Zerbe.

Das Hauptproblem ist aber, dass in Hameln fast nie acht Mitarbeiter zum Feuer fahren. „An richtig guten Tagen sind wir zu sechst, aber es sind auch schon drei Mann zum Brand gefahren“, sagt Zerbe. Das Problem: Bei einer so kleinen Besetzung könne man keinen „Sicherungstrupp“ zur Seite stellen. Dieser wird wichtig, wenn Feuerwehrleute innerhalb des Gebäudes verletzt werden – und selber Hilfe benötigen. Das sei ein Sicherheitsrisiko für die Mitarbeiter, aber letztlich auch für gefährdete Bewohner. Im Vergleich zu anderen Städten sei es für Hameln aber schon ein Vorteil, überhaupt eine hauptamtliche Wachbereitschaft zu haben, stellt Zerbe klar. In Städten wie Celle oder Goslar läuft alles über die freiwillige Feuerwehr. Die unterstützt in Hameln natürlich auch: Denn acht Minuten bis zum Brandort – das sei in Randbereichen wie Unsen und Welliehausen nicht immer machbar, so Zerbe. Dafür gebe es ja gut aufgestellte Ortsfeuerwehren.

Dennoch gibt Zerbe zu: „Man versucht, zu kompensieren.“ Dabei brauche man eigentlich dringend einen Feuerwehrbedarfsplan – von unabhängigen Gutachtern aufgestellt, um deutlich zu machen, wie sehr der Schuh drückt. Doch eine Pflicht, einen Bedarfsplan aufzustellen, gibt es in Niedersachsen nicht.

Die Gemeinde Emmerthal hingegen bekam Anfang vergangenen Jahres ganz ungefragt den Spiegel vorgehalten: Zu wenig Personal, zu langsam, zu schlecht organisiert – der Rechnungshof übte harsche Kritik an der dortigen Feuerwehr. Und in Hameln? Arbeite man zumindest wieder an einem Bedarfsplan, so Zerbes letzter Stand.

Auf die Minute genau –wie viel Zeit für die einzelnen Schritte bleibt:

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Entdecken: Bis zu 3,5 Minuten dauert es in der Regel, bis der Brand bemerkt und gemeldet wird. Im Vergleich zu früher ist diese Zeit kürzer geworden, weil viele Menschen ihr Handy direkt dabei haben und es flächendeckend die „112“ gibt.

Einordnen: Um die 1,5 Minuten soll der Leitstelle bleiben, um die Feuerwehren vor Ort zu informieren und den Alarm abzusetzen. Dann piept der Funker bei den Feuerwehrkräften (früher waren es Sirenen).

Ausrücken: Vom Alarm per Funker bis zum Losfahren werden etwa 2 bis 2,5 Minuten gerechnet. Das ging früher etwas schneller, als Feuerwehrkräfte noch mit Schutzkleidung in den Aufenthaltsräumen herumlaufen durften. Diese sollen jetzt aber besonders „hygienisch und sauber“ sein. Außerdem ist aufwendige Schutzkleidung nötig, weil weniger mit direktem Wasser gelöscht wird wie früher, sondern das Wasser wird vernebelt. Das vermeidet zwar größere Wasserschäden am Haus, führt aber auch zu aufwendigerer Schutzkleidung, um Verbrühungen zu vermeiden. Acht Minuten nach dem Alarm sollen die Feuerwehrleute vor Ort sein – also rund 13 Minuten nach Ausbruch des Brandes.

Bergen: Bis zur Reanimationsgrenze von 17 Minuten bleiben nur wenige Minuten, um sich einen Überblick zu verschaffen und Menschen aus dem Haus zu retten.

Quelle: dewezet.de - Andrea Tiedemann

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