Sport verbindet Menschen - Positionspapier zum Thema Integration
n einer Kooperation der Koordinierungsstellen 'Integration im und durch Sport' der KSBs Gifhorn, Verden und Hameln-Pyrmont möchten wir euch und Ihnen in diesem Jahr Thesen aus dem Positionspapier des LSB Nds. näherbringen.
Menschen miteinander verbinden –
dank eines offenen Sportverständnisses
Zu dieser These tauschte sich Lena Meding (Koordinierungsstelle 'Integration im und durch Sport' beim KSB Verden) mit dem Integrationsbeauftragten der Stadt Achim Carlos Morgado aus:
Lena Meding: Carlos, ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Kurz zu Deiner Person. Stelle Dich doch bitte kurz vor.
Carlos: Vielen Dank für die Einladung. Ich bin 33 Jahre alt, wohne in Bremen, bin verheiratet und habe einen siebenjährigen Sohn. Ich arbeite bei der Stadt Achim als Integrationsbeauftragter und bin 2012 aus Rio de Janeiro nach Deutschland gekommen. Auch, wenn mittlerweile schon ein kleiner "Bremer“"in mir steckt, bin ich nach wie vor ein stolzer "Carioca" (Brasilianer)
Lena: Du hast also selbst eine spannende Hintergrundgeschichte. Das Positionspapier vom LSB Niedersachsen ist Dir nicht allein durch Deine Arbeit bekannt. Mich würde einmal interessieren, wie Deine Sicht zu der oben beschriebenen These ist. Sport verbindet Menschen – welche Erfahrungen hast Du bei Deiner Ankunft in Deutschland gemacht?
Carlos: Sehr, sehr gute. Dazu kann ich am besten von meinem ersten Berührungspunkt zum Sport in Bremen berichten: Da ich schon in meiner Heimat aktiver Fußballer war, hat mich natürlich auch hier diese Sportart sehr interessiert. Ich fragte meinen damaligen WG-Mitbewohner, wo ich am besten in der Nähe Fußball spielen könne. Er gab mir eine Anschrift und somit machte ich mich auf den Weg zu diesem offenen Angebot. Deutsch sprach ich noch kein einziges Wort, somit verlief die Kommunikation auf Englisch. Die Jungs vor Ort waren total herzlich und als ich sagte, dass ich aus Brasilien komme, haben sie mich direkt aufs Feld „gezogen“. Das war einfach toll und auch sehr repräsentativ, für die wichtige Aufgabe des Sports.
Lena Meding vom KSB Verden überreicht das Positionspapier Interation des LSB Nds. an Carlos Morgado
Lena: Du würdest also guten Gewissens „unterschreiben“, dass Du dank eines offenen Sportverständnis direkt gut integriert wurdest?
Carlos: Ja, total. Natürlich geht es beim Sport auch um die gemeinsame sportliche Aktivität, um das „Fitnesserlebnis“ und die sportliche Betätigung. Aber vor allem stand für mich im Fokus, dass ich einfach so sein konnte, wie ich bin und nicht meine Herkunft oder andere „Hintergründe“ meiner Person interessierten (abgesehen von den Vorurteilen zu den brasilianischen Fußballwurzeln, witzelt er). Es ist egal, ob oder welche Migrations- oder Fluchterfahrungen Du gemacht hast. Die sozialen Kontakte, die ich dadurch bekam, haben mir bei allen weiteren Schritten des „Ankommens“ enorm weitergeholfen.
Lena: Das klingt nach dem perfekten Beispiel für Integration im und durch Sport. Beim Sport werden also motorische Aktivitäten mit sozialen Aspekten verknüpft. Meinst Du das ist eine wichtige Aufgabe für die Sportvereine?
Carlos: Auf jeden Fall. Die Vereine schaffen Räume, damit es überhaupt zu diesen Begegnungen kommen kann. Es geht nicht nur darum, dass Sport „gesund“ ist, sondern um die soziale Integration, die dadurch stattfindet. Menschen gehen zwar in Vereine wegen dem Interesse an Bewegung, aber es steckt viel mehr als die Aktivität dahinter. Die Sportvereine haben damit eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung, und bringen Menschen zusammen. Dadurch fiel es von Beginn an leicht, Kontakte zu knüpfen und Anschluss zu finden.
Lena: Das klingt alles sehr interessant und spannend bei Dir. Wie helfen Dir Deine eigenen Erfahrungen in Deinem beruflichen Leben als Integrationsbeauftragter der Stadt Achim weiter?
Carlos: Ich denke dadurch, dass ich selbst eine Integration „durchlebt“ habe, gelingt es mir sehr gut, mich in die Menschen, mit denen ich tagtäglich zusammenarbeite hineinzuversetzen. Ich verstehe ihren Blick auf die Dinge und kenne die „Stolpersteine“, auf die die Menschen mit Migrationshintergrund stoßen können. Ich selbst bin nicht nach Deutschland geflohen, sondern habe mich dazu bewusst entschieden, da ich ein weltoffener Mensch bin und Neues kennenlernen wollte. Das ist sicher noch eine andere Situation, als wenn ich eine Flucht hätte erleben müssen. Durch meinen Master im Studium
für europäische Migration und interkulturelle Beziehungen kann ich fachliches Wissen mit persönlichen Erfahrungen in meine Arbeit einfließen lassen. Auch ist meine Anstellung bei der Stadt Achim ein Teil für das „Öffnen“ der Verwaltungsbehörde, Menschen mit Migrationshintergrund, einzustellen. Es ist also sehr hilfreich für meinen Job.