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veröffentlicht am 24.06.2013

DTH-Delegation sah Spitzentennis bei den Gerry Weber Open

Die Fahrt von Tennisfans des DTH zu den Gerry Weber Open in Halle/ Westfalen gehören inzwischen zu den „Traditionen“ unseres Vereins. Auch in diesem Jahr fand die Exkursion nach Halle am Turnier-Donnerstag, dem so genannten „Family Day“ statt, den man auch auf gut Deutsch „Familientag“ nennen könnte (klingt doch sogar besser…).
 
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Viorica Bädermann
Bisher galt am Familientag, dass Vereine Kartenkontingente für die Galerie (also die oberen Ränge) des Centre Court zu besonders günstigen Preisen erhalten konnten. Dies war in diesem Jahr erstmals nicht mehr möglich, so dass die Reise etwas teurer als zuvor angeboten wurde – mit der Folge, dass diesmal nicht rund 50, sondern nur gut 30 Tennisfans mit an Bord unseres komfortablen Busses waren. Die Organisation übernahmen nicht mehr Sportwart Markus Rosensky und Jugendwart Ernst Wahle. Dafür sprangen Viorica Bädermann und Ute Klapproth ein, die diese Fahrt genauso gut vorbereiteten und durchführten wie unsere Vorstandscracks. A propos Vorstand: Dieser war durch Dr. Joachim Sohn vertreten; der erkrankte Vorsitzende Roman von Alvensleben ließ seine Grüße an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausrichten.

Anno 2012 wurde uns ein gigantischer Tennistag geboten, unter anderem waren die lebenden Legenden Roger Federer und Rafael Nadal live und in Aktion zu bewundern. Nun, so viel Glück hatten wir dieses Mal leider nicht: Nadal sagte kurz vor dem Turnier verletzt ab, der spätere Turniersieger Federer spielte bereits am Turniermittwoch sein Achtelfinalmatch. Damit blieben uns „nur“ die deutschen Cracks – die aber am Familientag durchweg glänzend in Form waren und ihre Gegner fast schon zu schnell abfertigten.

Als erstes sahen wir die Partie zwischen Philipp Kohlschreiber und Tobias Kamke. Der deutsche Daviscupspieler mit den großen Formschwankungen (in der Regel spielt er bei kleinen Turnieren gut, bei den Grand Slams schlecht) gegen eine der wenigen deutschen Nachwuchshoffnungen also. Ob aus Kamke der lang erwartete neue deutsche Spitzenspieler wird? Der Eindruck aus Halle lässt dies stark bezweifeln, denn Kohlschreiber siegte locker gegen einen trotz des schnellen Rasenplatzes stur von der Grundlinie auf den Ball einschlagenden Kamke. Als wir nach langer, durch Staus und Sperrungen verzögerter Anfahrt endlich im Stadion waren, fand dieses Match bereits sein schnelles Ende. Ähnlich war es bei der zweiten Partie, in welcher der an Nr. 2 gesetzte Franzose Richard Gasquet den ehemaligen Doppel-Wimbeldonsieger Jürgen Melzer in weniger als einer Stunde abfertigte. Melzer fand nie zu seinem Spiel, aber auch zu keinem Mittel gegen den eleganten Gasquet, dessen einhändige Rückhand man als nachahmenswertes Beispiel für jeden Tennisspieler in die Lehrbücher aufnehmen sollte. Der Franzose gilt übrigens schon seit über zehn Jahren als Riesentalent, dem man eine ähnliche Karriere wie Roger Federer vorausgesagt hat. Warum der heute 26jährige noch nicht ein wirklich bedeutendes Turnier gewinnen konnte, ist für uns alle, die den Ballkünstler in Halle erlebt haben, ein Rätsel – unter anderem hatte er schon einmal mit Drogenproblemen zu kämpfen. Erst jetzt, in seiner zweiten Karrierehälfte, scheint er es mit dem Tennis richtig ernst zu meinen. Für einen Sieg in Halle reichte es aber – wieder einmal – doch nicht ganz: Im Halbfinale war Endstation. Richard Gasquet könnte in die Riege der „unvollendeten Talente“ der Tennisgeschichte eingehen.

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Kohlschreiber/Youzhny
Danach gab es eine „Mayerei“, also ein Duell zwischen zwei Mayers: Florian Mayer aus Deutschland gegen den Argentinier Leonardo Mayer. Auch dieses Match verlief glatt und einseitig. Der Argentinier versuchte, mit Sandplatztennis auf dem grünen Rasen zu gewinnen, was dazu führte, dass „Flo“ Mayer mit seinem aggressiven und variablen Spiel ganz klar die Oberhand behielt. Für den Deutschen gilt selbiges wie für Gasquet: Riesentalent, aber der große Durchbruch blieb aus. Warum – das wissen wohl nur die Tennisgötter, denn zu welcher Art Zauberschlägen der auch schon 29jährige Bayer fähig ist, konnten wir im „Gerry Weber Stadion“ eindrucksvoll sehen. Parallel zur Mayerei fand übrigens ein hoch interessantes Doppel statt, das Philipp Kohlschreiber und der spätere Finalist in der Einzelkonkurrenz, Michail Youzhni (RUS), gegen die favorisierten Spitzenspieler Milos Raonic (KANN) und Kei Nishikori (JAP) gewannen.


Nach diesen schnellen Matches war allerdings erst einmal Leerlauf im Gerry-Weber-Stadion angesagt. Wegen der Fernsehrechte durfte Tommy Haas erst um 17.30 Uhr beginnen, Florian Mayer hatte sein Match aber schon um 16 Uhr beendet. Hier ist vielleicht der einzige Kritikpunkt dieses Turniers zu sehen: Gehen die Matches zu schnell, wird kein spannendes Rahmenprogramm geboten. Das mit T-Shirts herumschießende Turniermaskottchen „Gerry-Berry“ ist vielleicht einmal interessant, auf Dauer aber sind die immer gleichen Gesten und Winker langweilig. Ein angekündigtes Interview mir Sngerin Lena Meyer-Landrut, die am Abend ein Livekonzert geben sollte, wurde immer weiter nach hinten verschoben und fiel schließlich ganz ins Wasser – sprichwörtlich, denn starker Dauerregen setzte nun ein. Die Jungdiva ließ sich nur einmal zu einem lustlosen, ca. fünfminütigen Soundcheck blicken und verschwand ohne ein Wort an die Fans wieder – sehr zur Verwunderung der rund tausend Zuschauer, die rund eine Stunde auf das Interview des Popsternchens gewartet hatten.

Nach dieser Pause, während der ein Bummel durch die eindrucksvolle Shoppingmeile, auf der man sehr günstig Tennisausrüstung, Mode oder andere Schnäppchen erwerben konnte, aber doch für die Warterei entschädigte, lieferte der „Senior“ des Turniers noch eine begeisternde Vorstellung ab. Tommy Haas und sein lettischer Gegner Ernests Gulbis machten die lange Pause wieder vergessen. Die wohl für längere Zeit letzte deutsche Tennislegende im Herrenbereich, derzeit wieder bis auf Platz 11 der Weltrangliste geführt, musste gegen den Aufschlagriesen aus Lettland zwei Stunden lang hart kämpfen, bis er den verdienten Sieg einfachren konnte. Über ein Dutzend Breakbälle ließ der 35jährige Titelverteidiger  Haas ungenutzt – am Ende aber siegte er doch in zwei Sätzen.

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Der Dank aller Teilnehmer dieser wieder einmal wunderbaren Fahrt nach Halle gebührt den Organisatorinnen Viorica Bädermann und Ute Klapproth. Auch dem Ehepaar Malke sei für eine willkommen aufgenommene Sektspende herzlich gedankt. Viele werden sich schon auf 2014 freuen, denn auch zu den nächsten Gerry Weber Open soll sich wieder eine Delegation des DTH aufmachen. Wir hoffen zumindest, dass das bewährte Orga-Team von diesem Jahr auch im nächsten Jahr am Ball bleibt.

Cord Wilhelm Kiel



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