veröffentlicht am 20.03.2017 / geändert am 22.03.2017
Gottesdienst „Bewahrung der Schöpfung“ - 40 Jahre Auseinandersetzungen um das AKW Grohnde UPDATE
Am 19. März 2017 fand im Münster St. Bonifatius ein Gottesdienst „Bewahrung der Schöpfung“ anlässlich des 40. Jahrestages der Auseinandersetzungen um Grohnde statt...
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Es wurde ein Grußwort unseres Landesbischofs verlesen:
40 Jahre „Auseinandersetzung um Grohnde“- Grußwort zum Schöpfungsgottesdienst am 19. März 2017 im Münster zu Hameln
Wenn wir heute die Bilder sehen, wie erbittert am 19. März 1977 um den Bauplatz in Grohnde gekämpft wurde, dann erkennen wir die zerstörerische Macht, die die Atomkraft auch in die Städte und Dörfer unserer Landeskirche getragen hat. Befürworter und Demonstranten hatten aufgerüstet. Sie waren für harte Auseinandersetzungen gerüstet. Helme, Schilde, Stöcke, Zäune, Wasserwerfer. Wohin führt eine Politik, die sich auf Beratung, Beschluss und Durchsetzung zurückzieht, wenn Menschen Sorge um ihre Heimat und die Zukunft dieser Erde haben?
Was man in den Bildern von damals nicht sieht: es sollten noch viele Widerstandsaktionen, noch viele Diskussionen sowie konkrete und symbolische Aktionen folgen, bis eine Bundesregierung den Entschluss fasste, aus der Atomkraft auszusteigen. Das Tragische daran ist, dass es atomare Großunfälle in Tschernobyl und Fukushima mit Tausenden von Opfern brauchte, bis die Einsicht mehrheitsfähig wurde, dass die Atomenergie nie eine friedliche Form der Energiegewinnung gewesen ist. Die Atomenergie war immer eine Form der Energiegewinnung, die das gesellschaftliche und technische Risiko auf die Spitze trieb.
Die Auseinandersetzungen um Grohnde vor 40 Jahren sind heute ein Meilenstein auf dem Weg zu einer besseren, wenn auch späten Einsicht. Und die, die damals energischen Widerstand leisteten, haben heute den Ausstiegsbeschluss auf ihrer Seite. Grohnde, Gorleben, die Asse und Schacht Konrad sind allerdings nach wie vor Brennpunkte dieser Geschichte in unseren Kirchen. Als Großanlage zur Stromproduktion oder geplant als Großanlagen zur Aufnahme von Atommüll erinnern sie uns daran, dass die Arbeit am Ausstieg noch vor uns liegt.
Die ungelöste Endlagerfrage steht nach wie vor auf der gesellschaftlichen Tagesordnung. Sie ist die belastende Verlängerung einer nicht zu Ende gedachten Technologie. Sie wird uns noch Jahrhunderte belasten und Jahrhunderttausende ein Risiko bleiben. Heute suchen wir nach Antworten auf Fragen, die verdrängt worden sind. Wir suchen auch nach neuem Vertrauen in staatliches und gesellschaftliches Handeln. Vertrauensverlust und eine tiefe Erschütterung über die eingeschlagene Politik haben Gräben in der Gesellschaft aufgeworfen.
Ich wünsche Ihnen in diesem Schöpfungsgottesdienst einen versöhnenden Geist. Wer zurückschaut und nur Bitterkeit wiederholt, der bleibt etwas schuldig. Wir müssen auch vom Mut sprechen, von Möglichkeiten und Chancen. Und wir dürfen hoffen auf das Bessere, das Zukunftsfähige und Lebensfreundliche. Wir dürfen hoffen auf die Verheißungen Gottes. Ich grüße alle Aktivistinnen und Aktivisten von damals, von heute und von morgen. Wir sind nicht am Ende der Probleme. Wir sind aber am Anfang einer Zukunft, die durch bessere Einsicht geprägt sein kann.
Gott segne Ihren Gottesdienst.
Ihr Ralf Meister, Landesbischof
Dieses Grußwort können Sie sich hier auch als PDF-`Datei herunterladen:
Der Gottesdienst wurde gehalten von P. Risel, P.i.R Breetzke und von dem Umweltbeauftragten der Landeskirche Hannovers, Herr Pastor Rolf Adler.
Die Predigt von Pastor Adler können Sie sich hier als PDF - Datei herunterladen: